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Wirtschaft: Bei "Pyramide" verrechnet ­ nicht beim "Adlon"

"Fundus" erwirkt einstweilige Verfügung gegen "Focus"VON RALF SCHÖNBALL BERLIN, 12.März.

"Fundus" erwirkt einstweilige Verfügung gegen "Focus"VON RALF SCHÖNBALL

BERLIN, 12.März.Von einer "gefährlichen Schieflage" bei dem Initiator geschlossener Immobilienfonds "Fundus" zu reden, untersagte das Amtsgericht Köln per einstweiliger Verfügung "Focus".Das Nachrichtenmagazin hatte in seiner Ausgabe vom Montag gemeldet, daß der Immobilienentwickler eine Finanzierungslücke beim Bau des Hotel Adlon selbst stopfen müsse.Zudem wurde über Schwierigkeiten bei der Vermietung des Quartiers 206 in der Friedrichstraße berichtet.Diese Immobilie ist im Privateigentum von Fundus-Chef August Jagdfeld.Fundus zählt zu den deutschlandweit größten Initiatoren Geschlossener Immobilienfonds und hat allein in Berlin ein halbes Dutzend Büro- und Geschäftshäuser entwickelt.Viele erwirtschaften nicht die kalkulierten Mieteinnahmen. "Wir erfüllen alle Zahlungsverpflichtungen auch die Zinsen", dementiert Fundus-Sprecher Michael Rabe.Nicht Fundus oder Chef Jagdfeld habe die 100 Mill.DM fehlendes Baugeld für das Hotel Adlon aufgebracht, sondern eine Bank habe den Kredit gewährt.Zudem sei die Maßnahme in der Gesellschafterversammlung mehrheitlich beschlossen worden.Die anfallenden Zinsen von anfangs 3,5 Mill.DM würden durch die Pacht von jährlich 13 Mill.DM erwirtschaftet, die der Betreiber Kempinski bezahlt.Auch den Kapitalanlegern ­ sie stellten 325 Mill.DM "Eigenkapital" für den Bau bereit ­ werde die versprochene Ausschüttung von 5,57 Prozent nach Steuern ab 1998 ausgezahlt.Falsch sei schließlich die Focus-Behauptung 40 Mill.DM würden als "verdeckte Zuschüsse" an Kempinsky bezahlt: Die Kosten für das pachtfreie Jahr (16,9 Mill.DM), für "Pre-Opening"-Werbung (rund 4,8 Mill.DM), für Namensrechte und Restitutionsansprüche (6 Mill.DM) sowie Planungsleistungen (2,7 Mill.DM) seien im Prospekt veröffentlicht worden und in der Kalkulation berücksichtigt. Rückendeckung bekommt Fundus auch von der Deutschen Pfandbrief- und Hypothekenbank (Depfa): "Warum sollten wir eine Wertberichtigung machen, wir haben keine Zinsrückstände", sagt Sprecher Hanno Struber.Die Depfa ist eine von sechs Kredithäusern, die die "Friedrichstadtpassage Quartier 206" beliehen haben.Die von "Focus" gemeldeten Schulden von 300 Mill.DM sowie die Zinslast von 20 Mill.DM jährlich bestätigte die Depfa nicht.Sicher ist, daß Fundus-Chef Jagdfeld eine "dreistelligen Millionenbetrag" aus eigener Tasche zahlte.Dadurch ist der Zwang schnell und teuer zu vermieten geringer.Das war beim benachbarten Quartier 207 nicht der Fall: Es mußte zum "Buchwert" von 400 Mill.DM verkauft werden ­ ist es in drei Jahren nicht vermietbar zu Konditionen, die den Kaufpreis "verzinsen", dann muß es der Verkäufer zurücknehmen. Auch wenn ein ähnliches "Auffanggeschäft" erprobt und scheitern würde, dann hätte "nur" Fundus-Chef Jagdfeld den Schaden."Seine" anderen Gesellschaften ­ Fundus und Bredero ­ blieben außen vor.Der Trick: Für jede Immobilie wird eine eigene Gesellschaft mit begrenzter Haftung gegründet; auch wenn Fundus als Initiator im Spiel ist, vergibt er keine Garantien für Mieteinnahmen.In die Röhre gucken die Anleger.Bei der "Pyramide" in Marzahn etwa: Weil im Schnitt nur 22 DM statt der kalkulierten 32 DM erzielt werden und trotz des Preisnachlasses nur ein Drittel des Gebäudes vermietet ist, bekommen Anleger keine "Zinsen" für ihr Geld.Auch beim "Spreebogen Plaza" in Tiergarten sowie beim "Frankfurter Allee Plaza" und bei der Leipziger "Gutenberg-Galerie" müssen die Anleger auf die Hälfte der versprochenen Ausschüttung verzichten.Das sind aber die einzigen Fälle bei mehr als 40 Immmobilienfonds, die von Fundus aufgelegt wurden ­ das testierten die Wirtschaftsprüfer KPMG sowie Schitag, Ernst&Young der Kölner Gesellschaft, die mit diesem Testat die einstweilige Verfügung erwirkte.In der Projekt-Pipeline hat die Gesellschaft noch das Tacheles-Gelände, zu dem auch das Hotel Johanneshof in der gleichnamigen Straße gehört.

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