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Beisheim: Familienfehde um Metro

Gründer Otto Beisheim verkauft ein Viertel seiner Anteile – die Branche fragt sich, warum.

Das Urteil klang apokalyptisch: Jetzt sei alles möglich, hieß es Mitte September. Damals hatte Otto Beisheim, Metro-Gründer und mehrfacher Milliardär, den seit Jahrzehnten bestehenden Aktionärspakt mit den Gesellschaftern Haniel und Schmidt-Ruthenbeck zum 1. Oktober aufgekündigt. Der Vertrag regelte, dass die drei Metro-Hauptanteilseigner, die gemeinsam rund 66 Prozent an dem Handelsunternehmen hielten, nur gemeinsam entscheiden konnten. Nach der Kündigung stand es Beisheim außerdem frei, über seinen Aktienanteil uneingeschränkt zu verfügen.

Das tut Beisheim nun auch. Zwar ging am Mittwoch, eine Wochen nach Auslaufen des Pakts, nicht die Welt unter. Aber für ein wenig Wirbel sorgte die Nachricht, dass Beisheim mehr als ein Drittel seiner Aktien an dem von ihm als Lebenswerk betrachteten Metro-Konzern losgeschlagen hat, doch. Künftig bleiben ihm zehn Prozent. Bis zu 600 Millionen Euro könnte ihm der Deal gebracht haben.

Die Otto-Beisheim-Gruppe wollte zu dem Verkaufspreis keine Angaben machen. Aus mit den Geschäften beauftragten Kreisen verlauteten allerdings Gerüchte, nach denen 35 Euro für jede der 17 Millionen Aktien gezahlt wurden – weniger, als das Papier eigentlich wert war, auch wenn die Aktie am Mittwoch nach dem Bekanntwerden des Verkaufs zeitweise um rund fünf Prozent fiel. Am späten Nachmittag lag sie um mehr als drei Prozent im Minus bei 37,11 Euro.

Beisheim selbst erklärte, eine Beteiligung von zehn Prozent sei strategisch sinnvoll und ausreichend. Was das konkret bedeutet, bleibt jedoch schleierhaft. Und so rätselte die Finanzwelt, was Beisheim mit dem Verkauf bezweckt. Dass der inzwischen 85-Jährige dringend Bargeld braucht, gilt als wenig wahrscheinlich – obwohl er zuletzt wegen des Absturzes der Metro-Aktie rund 1,8 Milliarden Euro verloren haben soll.

„Der Verkauf ist wohl eher ein Signal, dass Beisheim sich von den anderen Unternehmerfamilien distanzieren will“, sagt Zafer Rüzgar, Analyst bei Independent Research. Zwischen Beisheim und den Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck hat es in den vergangenen Monaten viel Ärger gegeben. Beisheim soll verbittert gewesen sein, als seine Vertragspartner vor rund zwei Jahren heimlich ihren gemeinsamen Stimmenanteil auf 50,01 Prozent erhöhten. Beisheim verlor dadurch deutlich an Einfluss über den Metro-Konzern, den er in den sechziger Jahren gegründet hatte und zu dem heute auch die Unternehmen Galeria Kaufhof, Media Markt, Saturn, Real, Extra und Praktiker gehören.

Außerdem soll Beisheim, der Mitglied der Waffen-SS gewesen sein soll, wenig einverstanden gewesen sein mit dem Metro-Chef Eckhard Cordes. Der habe ihm den unternehmergeprägten Konzern zu sehr auf die Bedürfnisse des Kapitalmarktes gebürstet.

Ob der Verkauf jetzt der Einstieg in den Ausstieg ist, sei schwer zu beurteilen, sagt Analyst Rüzgar. Allerdings sei doch fraglich, was Beisheim mit seinen zehn Prozent eigentlich noch anfangen wolle. Sein Einfluss auf den Konzern sei nun deutlich geringer. „Streng genommen räumt er das Feld“, sagt Rüzgar. Beisheim jedenfalls, der sich zum 80. Geburtstag einen nach ihm benannten Luxusgebäudekomplex am Potsdamer Platz geschenkt hatte, erklärte, er wolle in Zukunft „engagierter Hauptaktionär“ von Metro bleiben.

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