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Benzinpreise: Diesel-Fahrer sehen schwarz

Diesel-Fahrer sehen schwarz: Der Treibstoff ist an einigen Tankstellen bereits teurer als Benzin und Super. Experten sehen die Nachfrage nach Diesel-Autos weiter sinken.

Berlin - Teure Zeiten für Diesel-Fahrer: Trotz einer leichten Entspannung auf dem internationalen Rohölmarkt war am Freitag kein Ende der rasanten Preissteigerung für Diesel abzusehen. „An einigen Tankstellen war Diesel zuletzt schon teurer als Benzin und Super“, sagte eine Sprecherin des Hamburger Energie-Informationsdienstes (EID). Gleichauf notierten die Preise bereits vor Fronleichnam: „Bundesweit lagen die Literpreise für alle drei Kraftstoffsorten bei durchschnittlich 1,52 Euro pro Liter“, berichtete der EID.

Viele Verbraucher, die mit ihrem Diesel nur auf eine durchschnittliche Fahrleistung im Jahr kommen, sehen plötzlich schwarz. Nach einer Faustformel lohnte sich ein Diesel bislang im Schnitt erst bei 20 000 Kilometern im Jahr. Dank niedrigerem Verbrauch und höheren Wiederverkaufswerten hatten sich Dieselkäufer trotz höherer Anschaffungspreise einen Kostenvorteil erhofft. Der schwindet jedoch mit jedem Cent, den Diesel teurer wird.

„Die Kunden müssen neu rechnen“, sagte ein VW-Sprecher. „Wird Diesel noch teurer, schmilzt der Kostenvorsprung.“ Damit könnten sich auch empfindliche Folgen für die Hersteller ergeben, die sich seit Jahren über steigende Verkaufszahlen bei Dieselfahrzeugen freuen. Nach Angaben des Automobilverbandes VDA lag der Dieselanteil bei den Neuzulassungen 2007 noch bei 47,7 Prozent. Dabei gilt: Je größer und schwerer, umso größer der Dieselanteil. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Anteil fast verdreifacht. 2008 zeichnet sich jedoch ein Rückgang ab. In den ersten vier Monaten erreichten Dieselfahrzeuge nur noch einen Marktanteil von 45,9 Prozent.

„Alle Zeichen deuten darauf hin, dass der Diesel-Boom seinen Höhepunkt erreicht hat und in den nächsten Jahren der Benziner wieder Marktanteile gewinnt“, glaubt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center Automotive Research. Er sieht den Dieselmarktanteil bei Neuwagen sogar bis auf 30 Prozent im Jahr 2020 schrumpfen. Vorhersagen, die die Autokonzerne erwartungsgemäß zurückweisen. „Für solche Prognosen ist es viel zu früh“, sagt der VW-Sprecher. Die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen sei „sehr stabil“. Im VW-Konzern (VW, Audi, Skoda, Seat) lag der Dieselanteil im ersten Quartal bei 58 Prozent – genauso hoch wie im Vorjahreszeitraum

Experten sind sich unterdessen unschlüssig, ob der Preissprung für Diesel eine von der aktuellen Nachfrage getriebene Ausnahme ist – oder ob der Preis langfristig steigt. „Diesel wird in Deutschland in den kommenden Jahren eher teurer sein als Benzinkraftstoff“, meint Dudenhöffer. Jürgen Pieper, Autoanalyst beim Bankhaus Metzler, deutet die Preissprünge eher als Folge einer „vorübergehenden Knappheit“ auf dem Dieselmarkt. Die Mineralölkonzerne, deren Raffineriekapazitäten nicht ausreichen, um den weltweiten Dieselbedarf zu decken, nutzten diesen Engpass offenbar aus. Seit Beginn des Jahres sind die Preise in Rotterdam für Diesel um 49 Prozent und für Benzin um 26 Prozent gestiegen. Auch Pieper glaubt aber, dass der „Dieselboom vermutlich vorbei ist“. Dies liege aber weniger am teuren Sprit. Vielmehr sei Benzin viel effizienter und umweltfreundlicher geworden. „Die Hersteller haben viel Entwicklungsarbeit in die Benzinmotoren gesteckt“, sagt der Analyst. Wer im Rennen um die beste CO2-Bilanz vorne liegt, nach der sich die Kfz-Steuer künftig bemessen soll, ist damit noch nicht gesagt. Aufwendiger ist die Abgasreinigung beim Diesel allemal: „So wie heute kein Diesel mehr ohne Partikelfilter verkauft werden kann, wird nach 2010 kein Diesel mehr ohne teure Stickoxid-Abfilterung absetzbar sein“, sagt Autoexperte Dudenhöffer.

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