zum Hauptinhalt

BERLIN, aber oho: Bis es mir vom Leibe fällt

Eine enttäuschte Frau schneidet wutentbrannt mit einem Messer in ein Brautkleid. Die Wut geht vorbei, doch das Kleid bleibt in Fetzen.

Eine enttäuschte Frau schneidet wutentbrannt mit einem Messer in ein Brautkleid. Die Wut geht vorbei, doch das Kleid bleibt in Fetzen. Ein zerrissenes Kleid wird in der Änderungsschneiderei „Bis es mir vom Leibe fällt“ nicht einfach wieder zusammengenäht – die Schneiderinnen lassen Stoffblumen in rot, orange oder türkis darauf wachsen. Elisabeth Prantner will bewusst andere Wege gehen. Die Modedesignerin schwingt die Arme durch die Luft, wenn sie von ihren Ideen spricht, schlägt mit der Handkante auf den abgwetzten Holztresen vor ihr, als liege dort ein Stück Stoff, das sie zerschneiden will: „Ich glaube, dass die Leute von den Konzernen frustriert sind. Sie wollen nicht nur konsumieren, sondern mitreden.“ So wie ein Kunde, der seine grün-braune Wachsjacke eigentlich nur reparieren lassen wollte, sich dann aber von den Ideen der Schneiderinnen hat anstecken lassen. Aus der Jacke ist eine Notebooktasche geworden, darin ist ein blau-weißes Hemd als Futter eingenäht, ein Gürtel wurde zum Tragegurt. Das Hemd und den Gürtel hat der Kunde selbst mitgebracht. Gerade junge Leute besuchen die Schneiderei oft. Sie wollen alte Kleidung wiederbeleben und an die heutige Mode anpassen lassen, wie etwa das Hochzeitskleid der Oma, das nun auf der eigenen Hochzeit getragen werden soll. „Der Wunsch, mit der Vergangenheit umzugehen, ist groß,“ sagt Prantner. Markus Fischer

Berlin hat gut 160 000 kleine Unternehmen. Jeweils eines davon stellen wir montags bis freitags vor.

ANZEIGE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false