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Da kommt auch schon mal die Kanzlerin vorbei: Berlin ist Dienstleistungsstadt und besonders bekannt für seine Start-up-Szene. Angela Merkel informiert sich beim Wissenschaftsnetzwerk Research Gate.

© dpa

IHK-Konjunkturumfrage: Berlin will stärker wachsen als der Rest

Die Berliner Wirtschaft ist zuversichtlich. Sie will in diesem Jahr stärker wachsen als der Rest Deutschlands. Nur die Cluster zünden nicht.

Um in der Bildsprache der Berliner IHK zu bleiben: Da wäre Christian Wiesenhütter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, auf den letzten Metern beinahe noch gestürzt. Mit einem deutlichen Bekenntnis rettete er sich dann doch noch ins Ziel. „Damit das klar ist: Wir stehen zur Clusterpolitik“, sagte er bei der Vorstellung des Frühjahrskonjunkturreports der Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg.

Was war passiert? Eigentlich war die Pressekonferenz im Ludwig-Erhard-Haus in der Fasanenstraße fast vorüber, als ein Umfrageergebnis die Teilnehmer aufhorchen ließ: Knapp 84 Prozent der Unternehmen in Berlin und Brandenburg, die zu einem der fünf gemeinsamen Wachstumskerne (Cluster) der Länder zählen, profitieren nach eigenen Angaben nicht von der Clusterstrategie. Allerdings äußerten sich Berliner Unternehmen diesbezüglich deutlich zurückhaltender. Hier gaben „nur“ 48 Prozent an, noch nicht profitiert zu haben.

Die Verantwortlichen in den Wirtschaftsministerien in Berlin und Potsdam dürfte das zumindest nachdenklich machen. Zumal, wenn sie sich noch eine zweite Zahl aus der IHK-Befragung vor Augen führen. Demnach ist die Clusterpolitik 65 Prozent der Unternehmen in beiden Bundesländern gar nicht bekannt. Sichtlich überrascht suchten die Vertreter der Kammern nach Erklärungen. Wiesenhütter sagte, es komme nicht allein darauf an, wie einzelne Unternehmen zu den Clustern stünden. Ebenso entscheidend sei es, ob Netzwerke entstünden und ob diese funktionierten. Beides sei der Fall, betonte er, und verwies auf die Cluster Gesundheitswirtschaft und Mobilität, die unbestritten erfolgreich seien.

Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) reagierte prompt: „Das Ergebnis überrascht mich nicht“, sagte sie dem Tagesspiegel. Tatsache sei, dass die Cluster-Branchen in Berlin besondere Stärken zeigten. Um die Unternehmen „gezielt zu flankieren, ist die Wirtschaft- und Technologieförderung unter dem Dach von Berlin Partner gerade neu aufgestellt worden“.

Angefangen mit der Gesundheitswirtschaft 2010 haben Berlin und Brandenburg inzwischen fünf Cluster (englisch für Haufen) eingerichtet. Sie sollen Förderung erleichtern, Wissenschaft und Unternehmen einander näher bringen und langfristig für mehr Wachstum in den einzelnen Bereichen sorgen. Knapp 15 Prozent der befragten Unternehmen fühlten sich einem der Cluster zugehörig.

Ungeachtet des holprigen Zieleinlaufes hatten die Kammern viel Positives zu berichten. Sowohl die Lage als auch die Aussichten stimmen die gut 5400 befragten Firmen überwiegend zuversichtlich. In den vergangenen Jahren habe die Konjunktur einem Langlaufrennen in einer „schlecht gespurten Loipe“ geglichen, sagte Wiesenhütter. Inzwischen hätten sich die Euro-Krisenstaaten stabilisiert und die Finanzmärkte hätten sich erholt. „Nun ist die Loipe wieder relativ gut präpariert.“

Konkret erwartet die Berliner IHK für das laufende Jahr ein Wachstum in der Hauptstadt von zwei bis 2,2 Prozent. Damit würde Berlin den Aufholprozess zum Bundesdurchschnitt aus den vergangenen Jahren fortsetzen. Die Bundesregierung wird ihre Wachstumsprognose an diesem Mittwoch leicht auf 1,8 Prozent erhöhen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Das aktuelle Bild in Berlin sei besonders überzeugend, weil die Zuversicht quer durch alle Branchen reiche, jubelt die IHK – von Industrie über Handel und Dienstleistungen bis hin zum traditionell eher zurückhaltenden Baugewerbe.

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