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Wirtschaft: Berliner Blog-Verwalter nach Irland verkauft

Medienkonzern zahlt Millionen für Mokono

Berlin - Mitte der 90er Jahre stand Vasco Sommer-Nunes vor der Wahl und heute ist er sicherer denn je, dass er die richtige getroffen hat: Der jetzt 36-jährige Deutsch-Portugiese arbeitete kurz nach dem Abi in Kopenhagen und erhielt ein Job-Angebot aus London. „Finanziell wäre das sicher attraktiv gewesen. Aber schon damals ahnte ich, dass die Musik eigentlich in Berlin spielt“, sagt er. Also zog er in die deutsche Hauptstadt und gründete mit seinem Schulfreund Florian Wilken 1997 ein erstes Portal für Internet-Kleinanzeigen. Es überlebte das Platzen der Internetblase, so dass die Freunde das Unternehmen 2002 verkaufen konnten. 2005 gründeten sie eine neue Firma, die heute in der Kreuzberger Oranienstraße sitzt: Mokono.

„Die Verbreitung immer neuer Techniken, zum Beispiel von Handys und schnellen Internetverbindungen, hat es immer mehr Menschen ermöglicht, nicht nur Medien zu konsumieren, sondern auch zu produzieren“, sagt Sommer-Nunes. Also entwickelten die Freunde eine Software, mit der auch fast jeder Laie eine Internetseite bauen konnte, um eigene Inhalte zu verbreiten. Mokono stellte auch den Speicherplatz dafür bereit. Heute verwaltet die Firma 700 000 dieser Blogs weltweit, darunter die bekannteren Gemeinschaften oder Portale wie blog.de und blog.co.uk und blog.fr in Großbritannien und Frankreich.

Irgendwann seien Blogger an die Firma herangetreten, um zu fragen, ob Mokono nicht auch bei der Vermarktung helfen könne. Schließlich gibt es in den USA schon länger Internettagebuchschreiber, die von Werbeeinnahmen leben können. So entwickelte Mokono ein Werkzeug, mit dem Blogs systematisch nach Schlagworten durchforstet werden. „Und schreibt da etwa einer über positive Erfahrungen mit einem speziellen Produkt, fragen wir den Autor, ob wir seinen Beitrag in unseren Werbemitteln anreißen können“, erklärt der Gründer das Prinzip.

Das Konzept klang zumindest für den digitalen irischen Medienkonzern Populis aus Dublin so interessant, dass er jetzt 8,2 Millionen Euro zahlte, um Mokono zu übernehmen – und zwar an die beiden Gründer und den Risikokapitalgeber Burda Digital Ventures. Populis mit rund 60 Millionen Euro Jahresumsatz und rund 160 Mitarbeitern will die 20 Mokono-Mitarbeiter aber nicht aus ihrer kreativen Welt in Kreuzberg reißen. „Wir werden wohl kurzfristig noch mal fünf bis zehn Leute hier einstellen“, kündigt Sommer-Nunes an. Kevin P. Hoffmann

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