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Wirtschaft: Berliner Elektro zieht sich aus der Verkehrstechnik zurück und konzentriert sich auf ertragsstarke Geschäftsbereiche

Die deutlich in die Verlustzone gerutschte Unternehmensgruppe Berliner Elektro Holding AG (BEH) plant eine radikale Umstrukturierung. Wie Vorstandschef Reinhold Heibel am Dienstag ankündigte, werde sich die Gruppe mittelfristig von zwei der fünf Unternehmensbereiche trennen.

Die deutlich in die Verlustzone gerutschte Unternehmensgruppe Berliner Elektro Holding AG (BEH) plant eine radikale Umstrukturierung. Wie Vorstandschef Reinhold Heibel am Dienstag ankündigte, werde sich die Gruppe mittelfristig von zwei der fünf Unternehmensbereiche trennen. Die Beteiligung am defizitären Verkehrstechnikunternehmen Schaltbau soll verkauft, die Technologiegruppe Berliner Elektro-Technik GmbH teils verkauft, teils an die Börse gebracht werden. "Die Holding wird ihre Kernaktivitäten künftig auf Geschäftsfelder konzentrieren, die ein überdurchschnittliches Umsatz- und Ergebniswachstum erwarten lassen", sagte Heibel. Insgesamt wird damit ein Umsatzvolumen von mehr als 50 Prozent wegfallen.

Die Holding hatte vor wenigen Tagen einen Konzernverlust von 19 Millionen Mark für die ersten neun Monate 1999 mitgeteilt - nach einem Plus von 22 Millionen Mark noch im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Vorstand begründete dies vor allem mit der Schieflage der Verkehrstechniktochter Schaltbau. Zum Jahresergebnis wollte Heibel sich am Dienstag noch nicht äußern. Erste Verkäufe sowie einige Großaufträge könnten das Ergebnis "noch deutlich positiv beeinflussen". Heibel räumte aber ein, dass allein die Verluste und Restrukturierungskosten der Schaltbau mit 70 bis 80 Millionen zu Buche schlagen.

Einen Verkauf der Schaltbau schon in den nächsten Monaten erwartet Heibel nicht. Zwar gebe es "mehrere Interessenten", doch müssten wohl erst Ergebnisse der nun eingeleiteten Restrukturierung abgewartet werden.

Heibel zeigte sich optimistisch, dass die Verschlankung die nötigen Erfolge bringen wird. Von einer "Zerschlagung" wollte er nicht sprechen, sondern von einer "Strategie der forcierten Ausformung" auf Geschäftsfelder, die hohe zweistellige Wachstumsraten versprechen. Die Tochter Euromicron habe eine gute Marktposition in Nischensegmenten. Die jüngsten Zukäufe, wie den Erwerb der Lokan-Datennetze von Alcatel und die Übernahme eines US-Dienstleisters im Bereich Energiemanagement, hätten die Sparte zudem "einen erheblichen Schritt vorangebracht". Auch die Chipmontagetechnik stehe nach zwei schwierigen Jahren "am Beginn eines neuen Booms", sagte Heibel. Hier seien weitere Zukäufe, aber auch Zusammenschlüsse mit strategischen Partnern möglich. Die Tochter BE Semiconductor Industries (Besi) werde jedenfalls schon im vierten Quartal "deutlich schwarze Zahlen" schreiben. Der zunächst verschobene Börsengang des Bereichs Bankentechnik ist nun für Frühjahr 2000 terminiert.

Insgesamt rechnet Heibel schon für das kommende Jahr mit einem Jahresüberschuss von 45 bis 50 Millionen Mark. Die Verkäufe oder Börsengänge von Betrieben der Technologiesparte - ein Neuer-Markt-Kandidat sei das Internethaus Iqena - würden "erhebliche stille Reserven" heben. Das könnte auch die BEH-Notierung endlich beflügeln - sie ist seit Mitte 1998 von knapp 25 auf unter zehn Euro gerutscht. Am Dienstag erholte sie sich leicht.

chi

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