zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Berliner überträgt Videobilder per Handy

Ost-Berliner Hightech-Schmiede DResearch hat auf dem Multimedia-Markt Fuß gefaßt"Es dauert etwa zwei Jahre, bis man überhaupt bemerkt wird", sagt Michael Weber.Der Geschäftsführer der DResearch Digital Media Systems GmbH erinnert sich lebhaft an die Zeit, als sein Ost-Berliner Unternehmen gegen ein Gerücht antrommelte: Mikroelektronik aus dem Osten - das kann ja nichts sein.

Ost-Berliner Hightech-Schmiede DResearch hat auf dem Multimedia-Markt Fuß gefaßt"Es dauert etwa zwei Jahre, bis man überhaupt bemerkt wird", sagt Michael Weber.Der Geschäftsführer der DResearch Digital Media Systems GmbH erinnert sich lebhaft an die Zeit, als sein Ost-Berliner Unternehmen gegen ein Gerücht antrommelte: Mikroelektronik aus dem Osten - das kann ja nichts sein.Der Wissenschaftler überzeugte die Zweifler vom Gegenteil.DResearch faßte in dreieinhalb Jahren als Soft- und Hardwarehaus Fuß auf dem vielversprechenden Multimedia-Markt und hat inzwischen große Namen aus der Industrie in der Kundenkartei."Wir sind beispielsweise der einzige Anbieter, der Videobilder über das Handy transportieren kann", sagt Weber.Mit vier Mitarbeitern brachte der Mathematiker und Informatiker das Unternehmen Ende 1994 an den Start.Heute zählt DResearch 31 Beschäftigte, allein 1997 wurden 20 eingestellt, bis zum Jahresende sollen es 35 sein.1997 wurden 2,2 Mill.DM eingenommen, für das laufenden Geschäftsjahr erwartet Weber einen Umsatz von rund drei Mill.DM.Die mobile Videoübertragung wird inzwischen von Sicherheitsbehörden und Wachschutzunternehmen eingesetzt.An der kostengünstigeren Massenfertigung wird gearbeitet."Als junges, forschungsorientiertes Produktionsunternehmen stecken wir mit vielen Projekten noch in der Entwicklungsphase", sagt Weber.Ein bis zwei Jahre vergehen, bis sich die Ergebnisse vermarkten lassen."Trotzdem haben wir keine Altlasten aus Förderkrediten oder Bankschulden in der Bilanz." Den schuldenfreien Start in die Selbständigkeit erlaubte DResearch eine besondere Gründungs-Konstruktion.Als Leiter einer großen Forschungsgruppe am Institut für Informatik der Humboldt Universität hatte Weber schon zu DDR-Zeiten für die Industrie gearbeitet, unter anderem für das Forschungszentrum Mikroelektronik des Kombinats für Automatisierungsanlagenbau.Mit einem Abteilungsleiter des Zentrums, Eckhardt Deuretzbacher, entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, die die turbulente Wendezeit überdauerte.Als sich Deuretzbacher mit der Firma Electronic Systems Design GmbH (ESD) selbständig machte, dachte auch Weber erstmals daran, seinen Uni-Job aufzugeben, um "die Dinge selber in die Hand zu nehmen".Anfang 1994 stieg Weber bei ESD als Leiter der Forschungsabteilung ein.Mit rasanten Zuwachsraten machte das Unternehmen damals glänzende Geschäfte mit Speicherchips.Die Software-Spezialisten akquirierten erfolgreich Fördermittel für ESD-Projekte.Das noch zu gründende Unternehmen Webers wurde dabei als sogenannter Nachauftragnehmer genannt.Ein knappes Jahr lang beschäftigte sich Weber mit Darstellungen räumlicher Objekte auf dem Computerbildschirm, der Bilddatenkompression und Speicherschaltkreisen, bevor er als Existenzgründer zur Tat schritt.Ende 1994 rief er die Deuretzbacher Research GmbH ins Leben - ein Vorläufer des heutigen Unternehmens."Die Gründung aus dem ESD-Verbund heraus, hat uns viele Startschwierigkeiten erspart", erklärt Weber.Und kein Fördertopf mußte angezapft werden, weil ESD die nötige Infrastruktur - Büroräume, Telefonanlagen, Computertechnologie - günstig zur Verfügung stellte.Erst bei der späteren Expansion zur DResearch nahm Weber Fördergelder aus der Gemeinschaftsaufgabe (GA) in Anspruch."Kredite waren mir zu heiß", umschreibt er die Zurückhaltung lakonisch.Webers junges Unternehmen blieb zunächst nach der Gründung der ESD eng verbunden, lebte überwiegend von deren Aufträgen - bis im Jahr 1996 der Preisverfall auf dem Chip-Markt auch den Auftraggeber hart erwischte.Die ESD-Umsätze brachen ein, DResearch mußte eigene Projekte akquirieren."20 Projekte anstoßen, damit ein einziges Erfolg hat", so beschreibt Weber das mühsame Geschäft der Gründer.Ein großer Coup gelang dem Ost-Berliner Ende 1996, als er die Siemens AG als langfristigen Vertragspartner gewinnen konnte.Die Kooperation entwickelte sich schnell zum Glücksgriff für die Newcomer.Plötzlich mußten statt der geplanten fünf ganze 15 Mitarbeiter eingestellt werden."Es war schwierig, gute Leute zu finden", erinnert sich Weber.Das schnelle Wachstum des Unternehmens macht ihn nicht nervös."Wir haben uns mehrere Standbeine angeschafft." Haupteinsatzfeld für Forschung und Vermarktung bleibt die Digitalisierung, Kompression, Speicherung und Übertragung von Video- und Audio-Signalen.Das laufende Geschäftsjahr soll etwas weniger stürmisch verlaufen."Wir werden nun in die Konsolidierungsphase eintreten." Unlängst sind die Computer-Experten in die brandneuen Geschäftsräume im Lichtenberger Einkaufs- und Dienstleistungszentrum am Tierpark eingezogen.Im Foyer befindet sich ein kleines Internet-Café, das dem Publikum offensteht.DResearch-Chef Weber hofft auf reges Interesse: "Wir müssen neben der Forschung nun auch an das Marketing denken." HENRIK MORTSIEFER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false