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Wirtschaft: Berliner Wirtschaft kritisiert Steuerreform

Herlitz und andere sehen großen Nachbesserungsbedarf. Staatssekretärin verteidigt das Gesetzespaket

Berlin - Die für 2008 beschlossene Unternehmenssteuerreform stößt bei führenden Berliner Wirtschaftsvertretern auf Ablehnung. Jan von Schuckmann, Vorstandsvorsitzender des Büroartikelherstellers Herlitz, und Thomas Zinnöcker, Chef von Berlins größter Wohnungsgesellschaft GSW, äußerten sich bei einer Diskussionsveranstaltung des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) am Montagabend kritisch zu der von der großen Koalition auf den Weg gebrachten Reform.

Die Unternehmer stimmten darin überein, dass die Reform zwar die richtige Intention habe, nämlich Deutschland als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähiger zu machen, bemängelten aber die konkrete Umsetzung.

GSW-Chef Zinnöcker befürchtet, „dass die Immobilienbranche ab kommenden Jahr zusätzlich belastet wird“. Das begründete er damit, dass Wohnungsgesellschaften eine hohe Fremdfinanzierungsquote hätten und auf Leasingmodelle angewiesen seien. CDU und SPD haben beschlossen, dass Fremdkapitalzinsen, Mieten und Leasinggebühren ab kommendem Jahr mit 25 Prozent zur Gewerbesteuer hinzugerechnet werden.

Herlitz-Vorstandschef Schuckmann bemängelte, dass die Steuergesetzgebung in Deutschland nicht vereinfacht worden sei: „Die Reform macht die Unternehmenssteuer noch komplizierter“, sagte Schuckmann. Für sein Unternehmen sehe er Nachteile, da Verlustvorträge zukünftig steuerlich nicht mehr so nutzbar seien wie bisher. „Viele Dinge sind wirtschaftlich einfach nicht nachvollziehbar. Da gibt es noch großen Nachbesserungsbedarf.“

Barbara Hendricks (SPD), als Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium maßgeblich an der Reform beteiligt, verteidigte das Gesetzespaket: „Deutsche Unternehmen, die ihren Firmensitz aus Steuergründen zum Beispiel in der Schweiz angemeldet haben, zahlen künftig in Deutschland“, sagte Hendricks. In Deutschland erbrachte Wirtschaftsleistung werde durch die Reform auch in Deutschland versteuert. „Das System wird gerechter. Außerdem werden die Unternehmen im kommenden Jahr um fünf Milliarden Euro entlastet“, so die Staatssekretärin. Die von 25 auf 15 Prozent gesunkene Körperschaftssteuer stärke den Standort.

Kritisch zur Reform äußerte sich auch die Berliner IHK. „Kleinere Anschaffungen sind nur noch bis 200 Euro voll abschreibungsfähig. Der Bürokratieaufwand wird immer größer“, sagte IHK- Sprecher Bernhard Skrodzki auf Anfrage. Falls sich keine verfassungsrechtlichen Einwände durchsetzen, tritt das Gesetz am 1. Januar 2008 in Kraft. jpe

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