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Wirtschaft: Berlins größte Privatbank hat keine Angst vor e-commerce und immer größeren Instituten

Die Berliner Weberbank sieht sich rechtzeitig zu ihrem 50. Geburtstag gestärkt.

Die Berliner Weberbank sieht sich rechtzeitig zu ihrem 50. Geburtstag gestärkt. Die nach eigenen Angaben größte Privatbank in Berlin weist für den 30. Juni eine Bilanzsumme von 13,8 Mrd. DM aus - das sind vier Prozent mehr als am 31. Dezember. Für das laufende Jahr prognostiziert die Geschäftsleitung ein "insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis". Die Bank beschäftigt heute 312 Mitarbeiter, zwei mehr als im Vorjahr.

Die Weberbank Berliner Industriebank KGaA betrachtet sich als Bank "für den anspruchsvollen Privatkunden und für inhabergeführte mittelständische Unternehmen". Gegenüber diesen Firmenkunden trete die Bank glaubwürdig "von Gleich zu Gleich" auf, weil die vier haftenden Gesellschafter ebenfalls mittelständische Unternehmer seien.

Die Bank hat ihre Geschäfte ausgebaut und ist seit zwei Jahren an vier Standorten aktiv - drei in Berlin und seit zwei Jahren einer in Dresden. Weitere Filialen seien nicht geplant, sagte Christian Grün, Sprecher der Gesellschafter, am Dienstag in Berlin. Größe sei nicht alles. "Wir haben eine Geschäftsleitung und eine Mannschaft unter einem Dach", stellte Grün fest. Zur Konkurrenz mit immer größer werdenden, weltweit agierenden Banken sagte er, für die Wettbewerber bestehe die Gefahr, immer anonymer zu werden. "Wir sind klein genug, um Kundennähe zu behalten", sagte Grün.

Vor dem technischen Wandel in der Bankenbranche, der sich an neuen Direktbanken und Online-Brokern zeigt, hat die Weberbank offenbar keine Angst. Zwar nutzten vor allem jüngere Menschen die Möglichkeiten des Internet, aber wenn sie älter würden, benötigten sie, so Grün, die persönliche Beratung. Die gilt als Vorteil der kleinen Privatbanken. Zu den größten deutschen zählt sich die Weberbank. Sie wurde am 10. September von Hans Weber gegründet. Die zweite Wurzel der heutigen Weberbank war die Berliner Industriebank, die ebenfalls 1949 entstand. Damals schuf die Bundesrepublik Deutschland ein Spezialinstitut für den Einsatz der Marshallplan-Mittel zum Wiederaufbau Berlins. Nach der Wiedervereinigung beschloss die Bundesregierung, die Wirtschaftsförderung für Berlin zu beenden und damit die Tätigkeit der Industriebank als Förderinstitut einzustellen. 1994 verschmolzen die Institute. Inzwischen gelinge es der Weberbank, das auslaufende Fördergeschäft der Industriebank durch das Neugeschäft der Privatbank zu ersetzen, sagte Grün. Weber setzte sich neben dem Aufbau der Bank dafür ein, die Berliner Wertpapierbörse wiederaufzubauen. Er wurde 1952 der erste Börsenpräsident nach dem Zweiten Weltkrieg.

Grün verwies darauf, dass sein Institut den Beschwernissen und Hemmnissen in der geteilten Stadt trotzte. "Wir aber blieben, inmitten der Insel West-Berlin", sagte Grün. Weber leitete die Bank 17 Jahre, er kam 1966 ums Leben. Sein Schwiegersohn Ehrhardt Bödecker übernahm 30 Jahre lang die Leitung der Bank.

In den 70er Jahren holte sich die Weberbank einen kapitalkräftigen Partner heran. Das war die Südwestdeutsche Landesbank, an deren Stelle später die Landesbank Berlin trat. Die Landesbank, die zum Konzern der Bankgesellschaft Berlin gehört, hält heute 94 Prozent der Anteile an der Weberbank.

Grün betonte, dass sich sein Institut und die Landesbank darüber einig seien, die Weberbank als Privatbank weiterzuführen. Alle geschäftlichen Entscheidungen wurden und würden unverändert von den Partnern der Weberbank selbst getroffen. Heute sind neben Grün der Enkel von Firmengründer Weber, Andreas Bödecker, sowie Cornelius Koch und Michael Graf Strasoldo die vier Partner, die mit ihrem persönlichen Vermögen haften.

Grün kündigte auf einer Festveranstaltung der Weberbank am Dienstagabend an, dass die Bank Preise für hervorragende Arbeiten junger Wissenschaftler ausloben werde. Dabei denke die Bank besonders an die Felder Biotechnik und Informationstechnik. Zudem soll ein junger Stadtzeichner für jeweils ein Jahr in Berlin leben, um die Stadt zum Thema seines künstlerischen Schaffens zu machen. Für diese Zwecke spendet die Bank fünf Mill. DM. Eine gemeinnützige Gesellschaft soll die Vorhaben mit dem Spendenvermögen finanzieren, sagte Gesellschaftersprecher Grün.

jhw

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