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Wirtschaft: Bertelsmann-Chef setzt beim Internet auf Inhalte

Eines muss man dem Vorstandchef der Bertelsmann AG lassen: Er ist konsequent. Thomas Middelhoff vermeidet die Investition von Kapital in Internet-Service-Provider, da er sicher ist, die Bertelsmann-Präsenz auch ohne eigenen Provider garantieren zu können.

Eines muss man dem Vorstandchef der Bertelsmann AG lassen: Er ist konsequent. Thomas Middelhoff vermeidet die Investition von Kapital in Internet-Service-Provider, da er sicher ist, die Bertelsmann-Präsenz auch ohne eigenen Provider garantieren zu können. Lieber sichert er über langjährige strategische Allianzen den Zugriff auf möglichst viele verschiedene Absatzkanäle.

Bei der Rückgabe von AOL Europe an den US-Mutterkonzern AOL hat er sich zu Jahresbeginn vertraglich auf Jahre den Status eines bevorzugten Medienlieferanten zusichern lassen. Das gleiche Prinzip kommt jetzt bei der Lycos-Übernahme zum Tragen. Wieder steht Middelhoff nur in der zweiten Reihe der Anteilseigner (Bertelsmann hält eine Minderheitsbeteiligung an Lycos Europe), steht als Medienpartner aber im Vordergrund.

Die Absatzkanäle wiederum will Middelhoff mit eigenen E-Commerce-Plattformen bedienen. Hier fokussiert sich die Strategie auf die Online-Outlets BOL (100 Prozent der Mutter bei Bertelsmann, Partner in den lokalen Tochtergesellschaften), barnes&noble.com (Bertelsmann-Anteil 40 Prozent), Bokus in Skandinavien (Joint Venture mit KF Media) und Getmusic.com (Joint Venture mit Universal Music).

In Zukunft sollen auch Buch- und Musikclubs wie BMG Direct und Doubleday Direct massiv ausgebaut werden. Dies ist nicht ohne Risiko. Auch strategische Partner sind austauschbar und potenzielle Wertsteigerungen bei den Partnern gehen an Bertelsmann vorbei. Wie profitabel das sein kann, hat Middelhoff erlebt: Der Verkauf der hälftigen Beteiligung an AOL Europe wird zwischen 13,5 und 16 Milliarden Mark erbringen. Den Wert seines noch verbliebenen Aktienpakets an AOL taxiert er mit 1,6 Milliarden Mark. Gleichzeitig aber enthebt es den Bertelsmann-Konzern aber auch von potenziellen Investitionsverpflichtungen. So erscheint die verbliebene Beteiligung an Lycos Europe von 27,3 Prozent ebenso wenig notwendig wie die mittlerweile verkaufte AOL Europe-Beteiligung.

pos

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