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Wirtschaft: Bessere Kontrollen bei Spielzeug

EU-Kommission lobt chinesische Behörden / Handel erwartet steigende Umsätze

Berlin - Riesige Kräne recken sich in den trüben Hamburger Hafenhimmel, darunter warten Tausende von Containern darauf, entladen zu werden – Hühnerschenkel aus Brasilien genauso wie Spielzeugpuppen aus China. Es ist die richtige Kulisse, um Entschlossenheit zu demonstrieren – Entschlossenheit, dass es die EU mit Kontrollen ernst meint. Und so kämpft sich die zierliche, kleine Frau tapfer vorbei an den Containerwänden durch den kalten Wind, im Schlepptau einen Zollkommissar und eine Delegation des Hamburger Senats.

EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva ist nach Hamburg gereist, um zu zeigen, dass sie die Lage im Griff hat. Seit Millionen von gefährlichen Kinderspielzeugen seit Anfang August zurückgerufen werden mussten, lasten auch auf ihr hohe Erwartungen. Das Weihnachtsgeschäft steht vor der Tür, nicht nur Hersteller und Handel erwarten, dass sie verlorengegangenes Vertrauen in die Produkte wiederherstellt, sondern auch die Verbraucher.

Kuneva enttäuscht sie nicht. Die Exportkontrollen der chinesischen Behörden hätten sich „deutlich“ verbessert, verkündet die Kommissarin am Donnerstag in Brüssel. So sei in den Monaten Juli bis September in 93 Fällen der Export mangelhafter Produkte von China aus gestoppt worden, entweder von den Behörden oder den Herstellern selbst. Kuneva hatte im September gedroht, sollte China seine Exportkontrollen nicht verbessern, werde sie notfalls Einfuhrverbote verhängen. In den kommenden Monaten will die Kommission nun die Kontrollen in der EU selbst überprüfen – nicht nur am Hamburger Hafen, wo allein in diesem Jahr neun Millionen Container verladen werden, ein Großteil davon aus China. Im ersten Quartal 2008 will die EU-Kommission das Ergebnis vorstellen.

Die Spielzeughersteller, die 80 Prozent ihrer Waren in China produzieren lassen, bekommen die verstärkten Kontrollen schon jetzt zu spüren. Die Ware auch namhafter Hersteller werde in China festgehalten, heißt es in Branchenkreisen. Die Behörden würden sie nicht freigeben. „Die machen echt Dampf, das tut richtig weh“, heißt es in der Branche. Engpässe im Weihnachtsgeschäft seien dennoch nicht zu befürchten, es sei genug Ware vorhanden.

Und auch sonst muss sich der Spielwareneinzelhandel zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts keine Sorgen machen. Einbußen aufgrund der Rückrufaktionen erwartet der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandel nicht – im Gegenteil. „Beim Kind wird zuletzt gespart“, sagte Verbandschef Wilfried Baumunk dem Tagesspiegel. Von der Rückbesinnung der Verbraucher auf Qualität werde die Branche vermutlich sogar profitieren. Für das Gesamtjahr rechnet der Spielwarenverband nach wie vor mit einem Umsatzplus von drei Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro.

Auch wegen der strengeren Anforderungen an die Qualität und höheren Sicherheitsstandards erwartet der Verband steigende Preise für Spielzeug. „Im Weihnachtsgeschäft rechnen wir mit stabilen Preisen. Doch für das kommende Jahr zeigt der Trend nach oben“, sagte Baumunk.

Einen Umsatzeinbruch hat es nur bei Puppen gegeben. Seit Anfang August, also seit der ersten großen Rückrufaktion des US-Herstellers Mattel, sei der Umsatz in Deutschland „im einstelligen Bereich“ zurückgegangen, sagt Alexander Weber vom Nürnberger Marktforscher NPG Group. Der Gesamtumsatz ist in den vergangenen drei Monaten dagegen um zwei Prozent gestiegen, der November sei sogar „sehr gut“ angelaufen. Gute Perspektiven für das Spielzeug, das im Container auf Entladung wartet.

Maren Peters

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