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Wirtschaft: Bessere Stimmung in der Wirtschaft

DIHK-Herbstumfrage: Unternehmen sind optimistischer – 2006 wird die Binnennachfrage steigen

Berlin - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich langsam auf. Sowohl der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) als auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) stellten in ihren Umfragen unter Unternehmen und auf dem Finanzmarkt eine optimistischere Einschätzung der Lage fest. In der Herbstumfrage des DIHK bewerteten die Firmen ihre Geschäftslage, Geschäfts- und Exporterwartungen sowie Investitions- und Beschäftigungspläne optimistischer als im Frühjahr. Die derzeitige Investitionsbelebung reiche zwar nicht aus, um spürbar Beschäftigung in Deutschland aufzubauen, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Allerdings rechneten die Unternehmen damit, dass der Abbau von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung langsam zum Ende komme.

Die deutsche Konjunktur kann sich nach Einschätzung des DIHK neben dem Export wieder zunehmend auf die Binnenwirtschaft stützen. „Binnenwirtschaftliche Kräfte drängen in den nächsten Monaten zusehends ins Blickfeld und verleihen der Konjunktur ein zweites Standbein“, sagte der DIHK-Chefvolkswirt Axel Nitschke. Dies sei auch die Grundlage für die DIHK-Prognose, dass sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft auf 1,5 Prozent im nächsten Jahr nach einem Prozent in diesem Jahr beschleunigen werde.

Nitschke begründete seine These von der Binnenbelebung mit einer langsamen Besserung der Beschäftigungsperspektiven, die die Umfrage ergeben habe, auch wenn die Beschäftigungspläne nur geringfügig nach oben tendierten. Belege für die positiven Erwartungen seien bessere Geschäftsaussichten im Einzelhandel, Gastgewerbe, Ernährungsgewerbe und in der Freizeitwirtschaft.

Das zeige, „dass der Konsum nicht mehr bloß der Konjunktur hinterher taumelt, sondern selbst an Kraft gewinnt“. Der DIHK rechnet nach einem Rückgang im Vorjahr mit einer Zunahme des privaten Konsums um 0,3 Prozent in diesem und einem Prozent im nächsten Jahr.

Angesichts einer sichtbaren Konsumbelebung warnte Nitschke eindringlich vor einer Mehrwertsteuererhöhung, wie sie die Unionsparteien anstreben. Die Besserung der Binnennachfrage sei umso wichtiger, als die Auslandsnachfrage, die bislang das deutsche Wachstum allein getragen habe, an Dynamik verlieren werde. Der DIHK rechnet für 2005 beim Export mit einem preisbereinigten Zuwachs von sechs (Vorjahr 8,6) Prozent und 2006 mit einem Plus von fünf Prozent. Die Weltwirtschaft werde weniger stark wachsen und ihre Expansion zudem nicht mehr so stark wie bisher von den Investitionen, sondern vom Konsum getrieben. Davon könne die deutsche Wirtschaft aber weniger profitieren. „Der deutsche Export wird folglich wechselkursanfälliger, die Margen geraten unter Druck“, beschrieb Nitschke die erwartete Entwicklung.

Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) liegt mit seiner ebenfalls am Dienstag veröffentlichten Prognose für das kommende Jahr von 1,4 Prozent zwar nahe an der des DIHK. Als treibende Kraft sieht das Institut jedoch weiterhin den Export, getragen von der Weltwirtschaft, die „erhebliche Impulse“ gebe. Der private Konsum werde sich auch im kommenden Jahr nicht bessern, wenn alles beim Status quo bleibe und die Regierung den wirtschaftspolitisch Kurs nicht ändere. Grund dafür seien die hohen Energiepreise und geringe Lohnzuwächse, sagte Gustav Horn, der wissenschaftliche Direktor des IMK. Die neue Regierung müsse die Binnennachfrage stützen, sagte Horn, und den Haushalt lediglich mittelfristig konsolidieren. In diesem Jahr rechnet er mit einem Wachstum von einem Prozent. Um Notlagen aufgrund der hohen Ölpreise kurzfristig zu verhindern, schlägt das IMK einen einmaligen Zuschuss für alle Wohngeldempfänger von 50 Euro vor.

Die Konjunkturerwartungen von Analysten und institutionellen Anlegern haben sich im Oktober leicht verbessert, wie die monatliche Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim ergeben hat. Das weiterhin robuste Wachstum der Weltwirtschaft sowie der im Oktober wieder etwas gefallene Ölpreis hätten sich positiv auf die Stimmung an den Finanzmärkten ausgewirkt, schreibt das ZEW. Allerdings wirke vor allem die Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der neuen Bundesregierung belastend. Die aktuelle Lage in Deutschland beurteilten die Experten in der Umfrage ähnlich wie im Vormonat.

Flora Wisdorff

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