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Wirtschaft: Bestellung beim Gegner Bahn kauft bei Bombardier für 1,5 Milliarden Euro

Berlin - Sie streiten schon seit Jahren wie die Kesselflicker, die Deutsche Bahn und der Zughersteller Bombardier. Bei Regionalzügen funktioniere die Neigetechnik nicht, bei Berliner S-Bahnen seien Bremsen und Räder schwach, lauten die Vorwürfe.

Berlin - Sie streiten schon seit Jahren wie die Kesselflicker, die Deutsche Bahn und der Zughersteller Bombardier. Bei Regionalzügen funktioniere die Neigetechnik nicht, bei Berliner S-Bahnen seien Bremsen und Räder schwach, lauten die Vorwürfe. Einige Mängel hätten die Kanadier gar bewusst verschwiegen. Ein brisanter Vorwurf – damit versucht die Bahn, vor Gericht rund 500 Millionen Euro Schadenersatz zu erstreiten.

Dennoch bestellt die Bahn weiter bei Bombardier: Für bis zu 1,5 Milliarden Euro solle der Hersteller Lokomotiven liefern, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Im Streit liege man mit einer anderen Bombardier-Sparte, begründete Volker Kefer, Technikchef der Deutschen Bahn, die Entscheidung. „Der betroffene Teil kann dafür nichts.“ Zudem seien bei den Loks Probleme wie bei den Zügen unbekannt. Bei der Bestellung geht es um einen Rahmenvertrag für bis zu 450 Loks. Fest bestellt sind zunächst 130 Exemplare. Sie sollen ab 2015 Regional- und Güterzüge durch Deutschland ziehen.

Bombardier habe in der Summe der Kriterien am besten abgeschnitten, sagte Kefer. Dabei sei es neben dem Preis um Energieverbrauch und Reparatur gegangen. Damit die Qualität stimmt, soll es bereits während der Produktion Tests und Prüfungen der Loks durch Bahn-Leute geben. Damit will die Bahn vermeiden, dass es bei der behördlichen Zulassung erneut Verzögerungen gibt – damit hatte die Industrie zuletzt massive Probleme.

Bei ihren Lieferanten hat die Bahn wenig Auswahl. Nur gut eine Handvoll Anbieter sind hierzulande aktiv. Angesichts der Querelen um Qualität und Genehmigungen scheuen ausländische Firmen den Schritt nach Deutschland.

Gefertigt werden die bis zu 8000 PS starken Loks in den Werken Kassel, Siegen, Mannheim und Breslau. Der Standort Hennigsdorf, der größte des Unternehmens in Deutschland, liefert nicht zu. Mit der Bestellung will die Bahn ihre Lokomotivflotte vereinheitlichen und so die Werkstattkosten senken. Für die übrigen Lokomotivhersteller ist die Entscheidung ein schwerer Schlag. Die Branche klagt über Auftragsmangel, angesichts des großen Volumens der Bombardier-Order dürfte sich daran vorerst wenig ändern. Mit dem neuen Auftrag könnte es auch im Streit um Schadenersatz eine Annäherung geben. „Wir wollen mit Bombardier das Thema schnell lösen. Die Angelegenheit macht uns keine Freude“, sagte Kefer. Bei Bombardier hieß es, man sei Gesprächen gegenüber aufgeschlossen. Carsten Brönstrup

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