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Wirtschaft: Bewag vereinbart Bündnis für Arbeit

Belegschaft verzichtet solidarisch auf Gehalt, um Arbeitsplätze für die Lehrlinge zu finanzieren Berlin (dw).Die Beschäftigten der Bewag verzichten auf einen Teil ihres Gehaltes, um Arbeitsplätze für rund 70 Auszubildende zu finanzieren.

Belegschaft verzichtet solidarisch auf Gehalt, um Arbeitsplätze für die Lehrlinge zu finanzieren

Berlin (dw).Die Beschäftigten der Bewag verzichten auf einen Teil ihres Gehaltes, um Arbeitsplätze für rund 70 Auszubildende zu finanzieren.Ein entsprechendes "Bündnis für Arbeit" vereinbarte das Unternehmen am Dienstag mit den Gewerkschaften ÖTV und DAG.Seit 1993 haben die Bewag-Lehrlinge damit erstmals wieder die Chance, in ein Dauerarbeitsverhältnis übernommen zu werden.Michael Pagels, Personalvorstand der Bewag, sowie Jörg Stumpf von der ÖTV und Sven Bergelin von der DAG sprachen übereinstimmend von einer "bundesweiten Vorbildfunktion" des Tarifabschlusses.Der Vertrag enthält auch Regelungen zur Altersteilzeit und zum Vorruhestand. Ursprünglich war geplant, die Gehälter der rund 10 000 Bewag-Beschäftigten um 1,8 Prozent zu erhöhen.Nach rund zweimonatigen Verhandlungen erklärten sich die Belegschaftsvertreter jedoch bereit, auf 0,44 Prozent der Gehaltserhöhung zu verzichten.Mit der freiwerdenden Summe werden nun die fertig werdenden Auszubildenden des Jahres 1997 übernommen.Auch Auslernende des Jahres 1996 mit befristeten Verträgen erhalten nun ein Vollzeit-Dauerarbeitsverhältnis."Der solidarische Gehaltsverzicht der Belegschaft", rechnete Personalvorstand Pagels vor, "beträgt in der Summe rund 4,4 Mill.DM." Jeder Bewag-Beschäftigte verzichtet somit im Durchschnitt auf brutto 16 DM im Monat.Pagels bedankte sich bei der Belegschaft, daß es gelungen ist, ein für die Energiebranche bislang einmaliges "Bündnis für Arbeit" zu vereinbaren, das auch "für andere Unternehmen wegweisend" sein könne.Die Tarifverhandlungen bei anderen Energieversorgern dauern noch an. Die Bewag-Beschäftigten erhalten demnach ab dem 1.Juni nur noch eine Gehaltserhöhung von 1,3 Prozent.Dazu kommt für die Monate April und Mai eine einmalige Zahlung von 250 DM.Jörg Stumpf, Verhandlungsführer der ÖTV Berlin, betonte, daß die Bewag-Beschäftigten "seit Jahren mit einem Nettolohnverzicht zu leben haben." Man habe dem moderaten Lohnabschluß dennoch zugestimmt, weil die Beschäftigungssicherung einen höheren Stellenwert habe.Immerhin, so Stumpf, werde bei einer Inflationsrate von rund 1,4 Prozent die Kaufkraft der Bewag-Beschäftigten nahezu auf gleichem Niveau gehalten.Sven Bergelin vom DAG-Landesverband Berlin/Brandenburg nannte es zudem positiv, daß die Zahl der Auszubildenden bei der Bewag auch künftig bei rund 100 konstant gehalten werden soll.Von den 100 Azubis werden bei der Bewag üblicherweise zwei Drittel übernommen. Gleichzeitig wurde in dem Tarifvertrag "Altersteilzeit" vereinbart.Die Bewag will ihren langjährigen Mitarbeitern damit die Möglichkeit eines gleitenden Übergangs in den Ruhestand ermöglichen.Vorstandsmitglied Pagels äußerte die Hoffnung, daß die Mitarbeiter diese neue Möglichkeit rege in Anspruch nehmen, um so "vielen jungen Menschen wie möglich eine berufliche Perspektive zu eröffnen." Seit 1992 besteht bei der Bewag ein Einstellungstopp.Freiwerdenden Stellen werden seitdem fast ausschließlich intern vergeben. Darüberhinaus vereinbarten ÖTV, DAG und Bewag-Vorstand, sofort Verhandlungen zum Komplex "Vorruhestand" aufzunehmen, um hierzu eine bis Ende 2002 gültige tarifliche Vereinbarung zu erreichen.Als weitere beschäftigungssichernde Regelung wurde vereinbart, Überstunden ab dem 1.April 1997 nicht mehr zu finanziell zu vergüten, sondern ausschließlich durch Freizeit abzugelten.Die Summe der Maßnahmen, faßte Pagels zusammen, "wird den schwierigen Wirtschaftsbedingungen in Berlin und der Neuausrichtung der Bewag hin zu einem Wettbewerbsunternehmen in besonderem Maße gerecht." Gemeinsam mit Gewerkschaften und Betriebsräten sei es gelungen, der Gefährdung von Arbeitsplätzen im Zuge der bevorstehenden Marktliberalisierung frühzeitig zu begegnen.

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