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Biotechnologie: Biotech zeigt sich robust und optimistisch

Die Hauptstadtregion ist ein wichtiger Biotech-Standort. Die Branche hat das Krisenjahr 2009 gut gemeistert.

Von Matthias Matern

Die Zahl der Arbeitsplätze und der neuen Produkte sei gestiegen, erklärten Branchenexperten am Mittwoch auf den Deutschen Biotechnologietagen in Berlin. Eines der wichtigen Felder der Branche ist die Diagnostik, die Entwicklung von Tests, zum Beispiel für Gebärmutterhalskrebs. Nach einer Firmenumfrage für das Bundesministerium für Forschung und Bildung stieg 2009 die Zahl der Arbeitsplätze in der kommerziellen Biotechnologie um fünf Prozent. Zum ersten Mal sind damit in Deutschland in dem Bereich mehr als 30 000 beschäftigt. Der Umsatz blieb mit 2,2 Milliarden Euro im Vergleich zu 2008 auf gleichem Niveau, auch investierten die Unternehmen in Forschung und Entwicklung mit 1,1 Milliarden wie im Jahr zuvor.

Die robuste Situation der Branche bestätigte eine Studie von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Bei der Produktentwicklung gab es demnach deutliche Fortschritte. Problematisch sei jedoch die finanzielle Lage. „Die Finanzierung ist das Sorgenkind“, sagte Siegfried Bialojan von Ernst & Young. Das Wagniskapital sei 2009 knapp gewesen. Einen Ausweg bieten hier strategische Partnerschaften zwischen Biotech- und Pharmaunternehmen.

Die steuerlichen Rahmenbedingungen zu verändern, forderte Peter Heinrich, Vorstandsvorsitzender des Berliner Unternehmens MacForce Nanotechnologies AG. „Das Risikokapital ist in Deutschland zu wenig gefördert.“ Anders als in den Nachbarländern gebe es außerdem keine steuerlichen Vorteile für forschende Unternehmen.

In der Region sind knapp 4000 Mitarbeiter in der Branche beschäftigt

Trotzdem sieht die Branche der Zukunft positiv entgegen. Nicht nur die gute Entwicklung in den USA stimmt optimistisch. „Der Standort Deutschland hat hervorragende Voraussetzungen“, sagte Peer Schatz, Vorstandsvorsitzender von Qiagen, einem der größten Biotech-Unternehmen im Land. Deutschland zeichne eine Weltklasse-Wissenschaft und eine gute Infrastruktur aus.

Die Hauptstadtregion zählt zu den wichtigsten Standorten der Biotechnologie – neben München, Nordrhein-Westfalen und dem Rhein-Neckardreieck. Die Biotechnologie gilt als ein wichtiger Wirtschaftszweige in Berlin und Brandenburg. Die Krise hat sich hier wie in Gesamtdeutschland auch kaum bemerkbar gemacht. 195 Unternehmen sind in Berlin und Brandenburg ansässig, derzeit beschäftigt die Branche knapp 4000 Mitarbeiter. Die Zahl der Beschäftigten sei 2009 um ein Prozent leicht gestiegen, berichtete Kai Uwe Bindseil, Leiter von Biotop, dem regionalen Branchenverband in Berlin und Brandenburg. Die Finanzierung war aber auch hier ein Problem. Mittlerweile habe sich die Lage bei Start- und Wachstumskapital etwas entspannt, sagte Bindseil. Die Nachfrage aus den USA, einem der wichtigsten Märkte, habe wieder etwas angezogen.

Die meisten Unternehmen in der Region sind klein, haben maximal 50 Mitarbeiter und es mangelt ihnen an Eigenkapital, um aus wissenschaftlichen Ergebnissen marktreife Produkte zu entwickeln. Doch sogenanntes Venture-Kapital ist rar – auch ohne Krise. „Berlin ist nicht gerade ein starker Finanzstandort“, bestätigte Bindseil. Dagegen sei die Infrastruktur in Berlin und Brandenburg bundesweit die beste,durch „eine hohe Dichte an Forschungseinrichtungen, eine ausgeprägte Vernetzung der Akteure und mehrere Günderzentren, in denen junge Unternehmen sich günstig einmieten können“, sagt der Verbandsleiter. Insgesamt sechs solcher Biotechnologieparks gibt es, je drei in Berlin und drei im Land Brandenburg.

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