zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Börse: Dax sackt auf tiefsten Stand seit drei Jahren

Mit hektischen Kursausschlägen haben die Finanzmärkte am Freitag auf die zunehmende Angst vor militärischen Vergeltungsaktionen der USA und ihren möglichen Folgen auch auf den Nahost-Konflikt reagiert. In Deutschland sackte das Börsenbarometer Dax um über sechs Prozent auf 4115,98 und damit auf den tiefsten Stand seit drei Jahren.

Mit hektischen Kursausschlägen haben die Finanzmärkte am Freitag auf die zunehmende Angst vor militärischen Vergeltungsaktionen der USA und ihren möglichen Folgen auch auf den Nahost-Konflikt reagiert. In Deutschland sackte das Börsenbarometer Dax um über sechs Prozent auf 4115,98 und damit auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Am Abend wurde bekannt, dass die Herbsttagung von IWF und Weltbank auf unbestimmte Zeit verschoben oder ganz abgesagt werden soll.

Zu den größten Verlierern gehörten die Aktien von Fluggesellschaften. An den Finanzmärkten werden die Belastungen durch strengere Sicherheitsvorkehrungen und Einschränkungen im Flugverkehr für die Flugbranche in aller Welt auf bis zu zehn Milliarden Dollar geschätzt. Lufthansa-Aktien verloren über elf Prozent, British Airways 16 Prozent (siehe Bericht Seite 18). Am Vormittag hatten die Börsianer an den europäischen Finanzmärkten für drei Minuten die Arbeit ruhen lassen, um den Opfern der Anschläge zu gedenken.

Für die erwartete Wiederaufnahme des Handels an den New Yorker Börsen am kommenden Montag rechnen Experten mit einem Kursrutsch um bis zu fünf Prozent. Die Wall Street und die Technologiebörse Nasdaq sind seit Dienstag geschlossen. Die Schließung der Börsen hat die Investmentbanken nach Angaben der Tageszeitung "USA Today" vom Freitag 520 Millionen US-Dollar an Kommissionseinnahmen gekostet.

Für die Wall Street, die in der Nachbarschaft des zerstörten World Trade Center liegt, ist dies die längste Handelspause seit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Nach den verheerenden Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und auf das US-Verteidigungsministerium in Washington hatte die US-Regierung angekündigt, gegen die Verantwortlichen vorzugehen oder auch gegen Staaten, die ihnen Unterschlupf gewährten. Der US-Senat ermächtigte Präsident George W. Bush am Freitag, Vergeltungsschläge anzuordnen.

Analysten gehen davon aus, dass sich durch die Handelspause in New York die erste Panik bei Investoren als Folge der Anschläge bereits wieder gelegt hat. Die erste Reaktion dürfte negativ sein, aber nicht lange anhalten, hieß es. Fondsmanager in London gehen zunächst von einem Kursrückgang in New York um vier bis fünf Prozent aus. Manche Börsianer rechnen mit einem Minus von zwei bis drei Prozent. Einige Experten halten aber auch eine durch Patriotismus der Investoren angefachte kleine Kursrallye an der Wall Street für denkbar. Nach Einschätzung von Experten sind bei einigen Titeln wie etwa Fluggesellschaften jedoch deutliche Abschläge zu erwarten, während Titel aus den Branchen Bau und Baumaterial zulegen dürften.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) riet am Freitag Anlegern zu Ruhe und Besonnenheit. Da die Notenbanken bereits signalisiert hätten, dass sie dem Markt ausreichend Liquidität zur Verfügung stellen würden, gehe die DSW nicht davon aus, dass es auf Grund der Terrorwelle zu einer Börsenkrise kommen werde. Allerdings sei mit weiteren Kursausschlägen in den kommenden Tagen zu rechnen. Wer mittel- und langfristig investiere oder für sein Alter vorsorgen wolle, komme aber auch aus heutiger Sicht nicht um die Aktie als Anlageform herum, erklärten die Aktionärsschützer. Zugleich übten sie scharfe Kritik an der Fortsetzung des Börsenhandels in Deutschland. Von Chancengleichheit gegenüber institutionellen Investoren könne keine Rede sein. Zudem seien viele Limits, die die Anleger zur Absicherung gesetzt hätten, durch die kurzfristigen Ausschläge ausgeübt worden (siehe Lexikon Seite 18). Dies erkläre sicher einen Teil der Verkaufsorders.

Unterdessen verlautete aus IWF-Kreisen, das für den 29. und 30. September geplante Treffen der Weltbank und des IWF in Washington werde voraussichtlich verschoben oder komplett abgesagt. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Sie werde "auf oberster Ebene" in der US-Regierung getroffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false