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Aufregung an der Börse. Der Dax stieg am Montag auf ein neues Rekordhoch.

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Update

Börse: Machtkampf bei Fed treibt Dax auf Rekordhoch

Der deutsche Leitindex ist am Montag auf über 8600 Punkte geklettert - ein neuer Rekord. Zuvor hatte Larry Summers seine Bewerbung um den Chefposten bei der US-Notenbank Fed zurückgezogen.

Von Carla Neuhaus

Das ist Globalisierung. In den USA erklärt Larry Summers, er werde nicht mehr für den Posten als Chef der US-Notenbank Fed kandidieren – und in Deutschland steigen als Folge die Aktienkurse. Der Leitindex Dax, der die Werte der 30 wichtigsten deutschen Börsenunternehmen umfasst, hat am Montag ein neues Rekordhoch erreicht: Er stieg in der Spitze auf 8626 Punkte. Der Grund: Die Anleger hoffen, dass nach Summers Absage die Politik des billigen Geldes vorerst fortgesetzt wird. Denn als aussichtsreichste Nachfolgerin für Notenbankchef Ben Bernanke, dessen Amtszeit im Januar endet, wird jetzt Janet Yellen gehandelt: Die Wirtschaftswissenschaftlerin gilt als Verfechterin einer lockeren Geldpolitik. Als Bernankes Stellvertreterin hat sie in den letzten Jahren daran mitgewirkt, möglichst viel Geld in den Markt zu pumpen, um die Wirtschaft zu stützen. Angesichts niedriger Zinsen floss das Geld vor allem in Aktien. Börsianer wünschen sich entsprechend eine Fortsetzung dieses Kurses.

Unter Summers wäre das unwahrscheinlich gewesen. Anders als Yellen will er möglichst viel Geld aus dem Markt herausnehmen, um die Preise stabil zu halten. Präsident Barack Obama soll Summers lange für den Posten an der Spitze der Notenbank favorisiert haben. Doch seine Bewerbung war umstritten. Sonntagabend (Ortszeit) zog er sie zurück. „Ich bin widerstrebend zu dem Schluss gekommen, dass ein mögliches Prüfungsverfahren für mich bitter wäre“, begründete Summers seinen Entschluss.

Eine Gruppe von Senatoren – zumeist aus dem Lager der Demokraten – werfen dem Ökonomen eine zu große Nähe zur Wall Street vor. So hat er sich als Finanzminister unter Bill Clinton für die Deregulierung des Bankensektors eingesetzt: Die Finanzmärkte, hatte Summers argumentiert, regulierten sich am besten selbst – die Behörden sollten so wenig wie möglich eingreifen. Heute gelten eben diese laxen Regeln als eine der Ursachen für den Ausbruch der Finanzkrise. Auch heißt es, Summers Führungsstil sei harsch und passe nicht zur Notenbank, die Entscheidungen im Kollektiv trifft.

Anders als Summers hat Yellen einen tadellosen Ruf. Bereits jetzt ist sie in der Fed Bernankes Stellvertreterin, war zuvor Chefin der Notenbank in San Francisco und Wirtschaftsberaterin von Bill Clinton. Yellen soll ein gutes Gespür für Wirtschaftsprognosen haben, sie hat früh auf die Risiken der Finanzkrise hingewiesen. In Deutschland haben die Aktienkurse am Montag auch deshalb so positiv auf die Meldung aus den USA reagiert, weil es ansonsten kaum negative Nachrichten gab. Ein Militärschlag gegen Syrien, den viele Anleger gefürchtet hatten, scheint weniger wahrscheinlich – Russland und die USA haben sich auf einen Plan zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen verständigt. Gleichzeitig geht es der Wirtschaft im Süden Europas viel besser. „Damit verliert ein wichtiger Belastungsfaktor der letzten Jahre deutlich an Gewicht“, sagte Commerzbank-Analyst Achim Matzke.

Experten glauben deshalb, dass der Dax in diesem Jahr noch weiter steigen wird. Manche sprechen gar davon, dass er die Marke der 9000 Punkte knacken könnte. „Das Ende der Fahnenstange ist offensichtlich noch nicht erreicht“, sagt Fidel Helmer von der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Allerdings warnt er: „Je höher der Dax steigt, umso größer wird die Gefahr, dass es wieder einen kräftigen Rückschlag gibt.“

Kurzfristig werden die Anleger aber erst einmal weiter auf die US-Notenbank schauen. Am Mittwoch will sich die Fed ausführlich zu ihrer Geldpolitik äußern. Bernanke hatte im Juni angekündigt, langsam das Kaufprogramm für Staatsanleihen zurückzufahren. Nur wann und wie – das ließ er offen. Jetzt hoffen alle auf eine klare Ansage. „Die Finanzmärkte erwarten eine Reaktion und es wäre fast töricht, dieses Momentum nicht auszunutzen“, sagte Torsten Gellert vom Onlinehändler Forex Capital Markets.

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