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Wirtschaft: Börse spekuliert auf HVB-Übernahme

Italienische Unicredito will offenbar Hypo-Vereinsbank kaufen

Berlin - Die Aktie der Hypo-Vereinsbank (HVB) hat am Freitag erneut mit Kursgewinnen auf die anhaltenden Spekulationen um eine Übernahme durch die italienische Großbank Unicredito reagiert. Nachdem das Papier am Donnerstag schon kräftig gestiegen war, kletterte der Kurs auch am Freitag – allerdings weniger stark um 0,1 Prozent auf 20,18 Euro.

Eine Verbindung der Banken zu einem der größten Kreditinstitute Europas ist nach Tagesspiegel-Informationen Gegenstand von Spitzengesprächen. „Es besteht aber kein Zeitdruck“, sagte ein mit den Verhandlungen Vertrauter. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gespräche bald zum Abschluss kommen, wurde von Experten unterschiedlich beurteilt. „Dass sich beide Häuser kennen und gut zusammen passen würden, ist kein Geheimnis“, hieß es am Freitag. HVB und Unicredito kommentierten die Spekulationen nicht.

HVB-Chef Dieter Rampl hatte Ende April in einem Interview gesagt, Unicredito sei eine von mehreren italienischen Banken, die für die Hypo-Vereinsbank attraktive Partner sein könnten. „Das war ein klares Signal nach innen und nach außen, dass die beiden wie auch immer gemeinsame Sache machen wollen“, hieß es. Nach dem Bericht des „Wall Street Journal“ soll eine Übernahme komplett in Aktien bezahlt werden. Als möglichen Wert der Transaktion nannte die Zeitung rund 16 Milliarden Euro. An der Börse ist die HVB aktuell mit rund 14 Milliarden Euro bewertet, Unicredito hat eine Marktkapitalisierung von 27 Milliarden Euro. Insgesamt beschäftigen sie 127000 Mitarbeiter. Das Interesse der Italiener gilt nach Auffassung von Analysten in erster Linie den Ost-Europa-Aktivitäten der HVB und insbesondere der HVB-Tochter Bank Austria. „Das Deutschland-Geschäft würden die Italiener schnell abstoßen“, vermutet Metehan Sen, Banken-Analysten bei Sal. Oppenheim.

Unicredito-Chef Alexander Profumo, in Deutschland als Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Börse kein Unbekannter, könnte das Deutschland-Geschäft für zehn bis zwölf Milliarden Euro weiterverkaufen und damit die HVB zerschlagen, sagen Analysten. Auf die abgestoßenen Bereiche könnten französische Großbanken ein Auge haben, schließlich hätten diese 40 Milliarden Euro liquide Mittel, vermutet Sen. Beobachter wie Robert Minde von der BHF Bank halten diese Entwicklung allerdings für unwahrscheinlich.

Unicredito hat schon eine starke Position in Osteuropa und gilt dort als größte Auslandsbank. Mit der HVB könnten die Italiener noch stärker werden. Die Münchner kontrollieren die erfolgreiche Bank Austria und haben in Polen und anderen Ländern Osteuropas rund 1100 Filialen. Dass Unicredito am Inlandsgeschäft der HVB wenig Interesse hat, ist verständlich. Der deutsche Bankmarkt gilt als überbesetzt, zudem hat die HVB wegen gewaltiger Probleme bei Immobilienkrediten in den vergangenen beiden Jahren Verluste von fast fünf Milliarden Euro angehäuft. „Die Qualität der Bilanz ist nicht besonders gut. Die Bank hat faule Immobilienkredite in Höhe von 15 Milliarden Euro, die sie noch verkaufen will“, sagt BHF-Analyst Minde. Im Januar hatte die HVB Wertberichtigungen bei Immobilienkrediten von 2,5 Milliarden Euro vorgenommen und problematische Kredite in eine eigene Abteilung ausgegliedert. Minde und Sen zweifeln, ob sie damit wirklich alle Risiken im Kreditgeschäft im Griff hat.

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