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Wirtschaft: Börse verliert Geduld mit Hightech-Firmen

Finanzmärkte reagieren mit Kursrutsch auf Gewinnwarnung von Nokia / Aber Microsoft steigert Profit

Berlin (msh). Trotz passabler Quartalszahlen sehen führende HightechFirmen wie IBM, SAP oder Nokia noch keine kurzfristige Trendwende für die Branche. Handy-Produzent Nokia rechnet mit sinkenden Gewinnen, und der weltgrößte Computerkonzern IBM bleibt ebenfalls pessimistisch. Die Börsen quittierten die mäßigen Prognosen der Technologie-Unternehmen mit einem Kursrutsch. Dagegen legte der weltgrößte Software-Hersteller Microsoft nach Börsenschluss in den USA gute Zahlen vor.

Microsoft hat in seinem vierten Geschäftsquartal, das am 30. Juni endete, Gewinn und Umsatz deutlich gesteigert. Der Reingewinn kletterte von 1,53 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 1,92 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg von 7,25 Milliarden Dollar auf 8,07 Milliarden Dollar.

Die deutschen Börsen konnten die guten Microsoft-Zahlen jedoch nicht mehr beeindrucken. Der Deutsche Aktienindex Dax hatte bis zum Börsenschluss rund 1,7 Prozent auf 3330,68 Punkte eingebüßt, der Technologieindex Tec-Dax hatte 1,6 Prozent auf 450,94 Zähler verloren. Damit hatten die deutschen Börsen vor allem auf die schwache Prognose des Handy-Herstellers Nokia reagiert, der im dritten Quartal einen sinkenden Gewinn erwartet. Schlusslichter im Dax waren folglich der Softwarekonzern SAP und der Halbleiter-Produzent Infineon.

Seit dem Ende des Irak-Krieges waren die Aktienkurse von Hightech-Werten in der Hoffnung auf eine Erholung der Branche stark gestiegen. Am Mittwoch hatte der Prozessor-Hersteller Intel mit guten Quartalszahlen geglänzt. Die zurückhaltende Prognose von Intel und die schwachen Ergebnisse von Unternehmen wie Motorola und Lucent hatte die Börse noch weitgehend ignoriert. Doch nach den aktuellen Quartalsergebnissen und pessimistischen Aussagen der Hightech-Manager setzt an den Finanzmärkten wohl die Erkenntnis durch, dass die Trendwende noch auf sich warten lässt.

Besonders überraschend kam für die Börsen die Gewinnwarnung von Nokia. Branchenbeobachter hatten damit gerechnet, dass die neuen Handys mit Farbdisplay zu einem neuen Verkaufsschlager werden. Dass Nokia jetzt mit sinkenden Erträgen rechnet, werten Analysten als Zeichen dafür, dass die Preise für diese Geräte bald fallen könnten. Schon im vergangenen Quartal sank der Gewinn von Nokia um 28 Prozent auf 624 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Umsatz stieg nur leicht auf 7,02 Milliarden Euro. An der Börse brach die Nokia-Aktie um fast zwanzig Prozent ein.

Im Dax war der Software-Konzern SAP mit einem Minus von 6,6 Prozent auf 101,60 Euro der Verlierer des Tages. SAP meldete für das vergangene Quartal einen Rückgang der Lizenzumsätze von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wovon allerdings ein Teil auf den starken Euro zurückzuführen ist. Die Umsätze mit neuen Lizenzen gelten in der Branche als besonders wichtig, weil sie weitere Aufträge für Beratung, Schulung oder Wartung nach sich ziehen. Seinen operativen Gewinn steigerte SAP dank niedrigerer Kosten auf 324 Millionen Euro.

Ein Lichtblick kam am Donnerstag aus der PC-Branche. Das Marktforschungsunternehmen IDC meldete für die vergangenen drei Monate einen Anstieg der PC-Verkäufe um 7,6 Prozent. Davon könnten Computerbauer und Chiphersteller als Zulieferer profitieren. IBM steigerte im vergangenen Quartal seinen Umsatz um fast zehn Prozent auf 21,6 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr. Die Aussichten der Branche insgesamt beurteilte aber auch IBM zurückhaltend. Finanzchef John Joyce sagte, die Nachfrage sei „gut, aber nicht robust“.

Schwer hat es auch der Computerproduzent Apple. Das US-Unternehmen steigerte im zweiten Quartal zwar den Umsatz um 8,1 Prozent auf 1,55 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ging jedoch von 32 auf 19 Millionen Dollar zurück. In Deutschland wird ein leichter Umsatzanstieg erwartet.

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