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BÖRSEN Ausblick: Skandale und Chancen

Viele Aktien sind günstig, aber die Risiken sind hoch

Frankfurt am Main - Jede Woche ein neuer Skandal. Anfang Dezember flogen in New York die Betrügereien von Bernard Madoff auf, der Anleger um 50 Milliarden Dollar geprellt haben soll. Auch Deutschland hat seinen Skandal, der sich aber im Vergleich als Skandälchen entpuppt, weil es nur um mehrere Millionen geht. Die Betrüger haben mit wertlosen Aktiengesellschaften ihr Geschäft gemacht. Die Papiere hatten sie billig gekauft und dann mit massenhaft verschickten Mails für die angeblichen Geheimtipps geworben und zum Kauf aufgerufen. Das hat die Kurse steigen lassen, worauf die Betrüger verkauft und ihren Schnitt gemacht haben. Jetzt sind ihnen die Ermittler auf den Fersen: Wohnungen und Büros in der Schweiz und in Norddeutschland wurden durchsucht. Die Staatsanwaltschaft Lübeck lehnte Angaben über die Verdächtigten und über die Firmen ab. „Es kann durchaus sein, dass die Investoren den Betrug noch nicht bemerkt haben“, hieß es.

Der Skandal trifft zwar unbekannte Papiere, der Börse gereicht es aber nicht zum Ruhm. Ihr bleibt in diesem Jahr fast nichts erspart. Am Freitag wurden etliche Konjunkturprognosen weiter nach unten geschraubt, die Notenbanken öffnen die Geldschleusen immer weiter, was auch kein gutes Zeichen ist. Insofern ist erstaunlich, dass sich der Deutsche Aktienindex Dax nahe der Marke von 4700 Punkten hält.

Andererseits gibt es mittlerweile doch etliche Experten, die an der Börse allmählich einen Wendepunkt zu erkennen glauben. „Vieles spricht dafür, dass die Chancen inzwischen die Risiken klar überwiegen“, sagt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. Andere sehen die Zeit gekommen, um wieder auf Schnäppchenjagd zu gehen, wobei sie bezeichnenderweise offenlassen, welche Papiere denn nun die Schnäppchen sind. Wieder andere erinnern an frühere Rezessionen, in denen die Aktienkurse um bis zu 50 Prozent zulegten, während die Prognosen für Konjunktur und Unternehmensgewinne massiv nach unten geschraubt wurden. Und Otfried Hoffmann vom Bankhaus Metzler sieht europäische Aktien wieder so günstig bewertet wie seit Frühjahr 2003 nicht mehr. Damit gebe es gute Chancen für eine Renaissance dividendenstarker Aktien.

Aber weil die Situation an den Finanzmärkten und damit an der Börse in diesem Jahr so außergewöhnlich ist, gibt es auch die anhaltend pessimistischen Auguren. Einen Absturz des Dax in den ersten Monaten 2009 bis auf 3300 Punkte halten sie nicht für ausgeschlossen. Dann würden sich vermeintliche Schnäppchen schnell als faule Eier entpuppen. Wer auf der sicheren Seite sein will, sagt deshalb Börsenmakler Dirk Müller, sollte sein Geld weiter auf Tagesgeldkonten parken. Auch wenn dort die Zinsen weiter nach unten gehen dürften, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) möglicherweise schon im Januar der US-Notenbank Fed und der Bank of Japan folgt und die Geldpolitik weiter lockert.

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