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Börsen: "Die Rezession ist vorbei"

Die Finanzmärkte haben am Donnerstag zeitweise mit deutlichen Kurssteigerungen auf das sich abzeichnende Ende der Wirtschaftskrise reagiert. Der Dax kletterte zeitweise auf 5455 Punkte.

Berlin - Die Finanzmärkte haben am Donnerstag zeitweise mit deutlichen Kurssteigerungen auf das sich abzeichnende Ende der Wirtschaftskrise reagiert. Der Dax kletterte zeitweise auf 5455 Punkte. Damit näherte er sich dem in der vergangenen Woche erreichten Jahreshoch von 5480 Punkten. Der Grund war der überraschend starke Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent im zweiten Vierteljahr gegenüber dem Vorquartal. Zuvor war die Wirtschaftsleistung vier Quartale in Folge gesunken.

Auch in der Eurozone insgesamt verlor die Rezession an Schärfe, die Wirtschaft schrumpfte nur noch um 0,1 Prozent. „Die Rezession ist vorbei, nicht nur in Deutschland“, sagte Commerzbank- Chefökonom Jörg Krämer. Vor allem exportorientierte Aktien wie BASF, BMW, MAN und Linde profitierten an der Börse von der Aussicht auf eine Erholung der Weltwirtschaft.

Ben Bernanke, der Chef der US-Notenbank Federal Reserve, zeigte sich optimistisch. Die Konjunktur sei dabei, sich nach 20 Monaten der Rezession zu stabilisieren, hatten die Währungshüter am Mittwoch erklärt und angekündigt den amerikanischen Leitzins nahe null zu belassen. So soll Amerika schneller aus der Krise kommen. Zwischen Juli 2008 und Juni 2009 hatten noch 14 000 Unternehmen Insolvenz angemeldet, 91 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Wegen der guten Prognosen wird es auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Herbst wohl nicht zu einer Kündigungswelle kommen. „Bis Oktober wird es kaum Entlassungen geben“, sagte Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dieser Zeitung. „Danach wird die Arbeitslosigkeit zwar steigen, aber nicht übermäßig.“ Dies bedeute auch, dass es keinen Einbruch beim Konsum geben werde. Bislang hatten die deutschen Unternehmen ihre Belegschaften angesichts fehlender Aufträge in Kurzarbeit geschickt. Dies hatte dazu geführt, dass die Rezession noch keine tiefen Spuren hinterlassen hat.

Bis die Unternehmen wieder Personal aufstocken, könnte trotzdem noch einige Zeit vergehen. „Bis neue Beschäftigung entsteht, dürfte es noch länger dauern“, sagte Sabine Klinger, Prognosechefin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). „Erst wenn die Unternehmen ihr Personal wieder ausgelastet haben und die Überstundenkonten gut gefüllt sind, wird es zusätzliche Einstellungen geben.“

Die Aussichten für die einzelnen Branchen gehen daher weit auseinander. In wichtigen Industriezweigen wie dem Maschinenbau dürften angesichts eines Auftragsminus von 46 Prozent im ersten Halbjahr viele Arbeitsplätze verloren gehen. Auch der deutsche Automarkt wird wohl im kommenden Jahr schrumpfen – vor allem angesichts der im Herbst auslaufenden staatlichen Abwrackprämie. Bei 13 Prozent werde das Minus 2010 allein in Westeuropa liegen, wie die Ratingagentur Standard&Poor’s prognostiziert. Auch in der Solarbranche sind die Zeiten nicht rosig, sie hat mit billiger Konkurrenz aus Asien zu kämpfen (siehe Seite 17). Gleichwohl geht es für die Stahlhersteller schon wieder bergauf – die Preise steigen, und von einer stärkeren Nachfrage profitieren in der Regel Rohstoffkonzerne als erste.

Besser sieht es auch für die Banken aus. Sie glänzten zuletzt mit hohen Gewinnen, so etwa der deutsche Branchenprimus Deutsche Bank. Dessen Aktien gehörten am Donnerstag mit einem Plus von mehr als vier Prozent zu den größten Gewinnern. Auch der Einzelhandel und der Tourismus dürften ohne größere Einbrüche durch das Jahr kommen, sofern die Prognose eines stabilen Arbeitsmarktes zutrifft. Auch die Chemieindustrie, die fast alle wichtigen Branchen mit Vorprodukten beliefert, hat den Absturz offenbar gestoppt. Carsten Brönstrup

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