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Wirtschaft: Börsen trauen der US-Wirtschaft noch nicht

Anstieg der Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung lässt Märkte kalt – Positive Grundstimmung

Washington/Berlin (dpa/mot). Die amerikanische Wirtschaft erholt sich. Die Industrieproduktion ist im Juli unerwartet stark gestiegen, und die Kapazitäten sind besser ausgelastet. Zugleich schwächte sich die Deflationstendenz ab, die Verbraucherpreise zogen moderat an. Der nur leichte Anstieg bestätigte die Hoffnungen der Finanzmärkte, dass die USNotenbank die Leitzinsen erst im kommenden Jahr wieder anheben wird. Der Satz für Tagesgeld liegt derzeit bei 1,0 Prozent, dem niedrigsten Stand seit 1958.

Die mit Spannung erwartete Veröffentlichung der ersten August-Umfrage des Uni-Michigan-Index, der die Verbraucherstimmung misst, musste auf den kommenden Dienstag verschoben werden. Der Grund: die Stromausfälle in den USA. Erwartet worden war ein leichter Anstieg des Indikators wie schon im Vormonat. Das vom US-Forschungsinstitut Conference Board parallel ermittelte Stimmungsbarometer war Ende Juli überraschend gesunken.

Die Börsen standen am Freitag ganz unter dem Eindruck der Konjunkturdaten aus den USA. Während Wall Street und Nasdaq vorsichtig eröffneten, schwankte der Dax im Handelsverlauf nervös um seinen Vortagesschluss. Am frühen Abend lag er um 0,2 Prozent niedriger bei 3447 Punkten. An der positiven Grundstimmung, die von einer Reihe guter Unternehmensergebnisse in der vergangenen Woche getragen wurde, änderte sich Experten zufolge aber nichts. Viele erwarten in der kommenden Woche neue Jahreshöchststände beim Dax.

Positiv nahmen die Finanzmärkte am Freitag auf, dass die US-Industrie wieder mehr produziert. Nach Angaben der Notenbank Fed stieg die Erzeugung verglichen mit dem Vormonat um 0,5 Prozent, nachdem sie im Juni auf dem Stand des Vormonats stagniert hatte. Damit revidierte die Fed vorläufige Daten, nach denen der Anstieg im Juni nur bei 0,1 Prozent gelegen hatte. Die Kapazitätsauslastung stieg im Juli auf 74,5 Prozent.

Die Verbraucherpreise kletterten im Juli binnen Monatsfrist – wie im Vormonat – saisonbereinigt um 0,2 Prozent. Die jährliche Inflationsrate blieb mit 2,1 Prozent aber stabil. Dies teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Die so genannte Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise fiel mit 0,2 Prozent binnen Monatsfrist etwas höher aus als Experten prognostiziert hatten. Auf Basis der ersten sieben Monate liegt die hochgerechnete jährliche Inflationsrate bei 2,2 Prozent, verglichen mit einer durchschnittlichen Teuerung von 2,4 Prozent im Jahr 2002.

Deutsche Wirtschaft fällt zurück

In Deutschland deutet sich der Aufschwung bisher nur in den Erwartungen der Unternehmen und Verbraucher an. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag, dass die deutsche Wirtschaft vorerst weiter schrumpft: Der Umsatz der Industrie sank im Juni überdurchschnittlich stark. Die Erlöse im Verarbeitenden Gewerbe und Bergbau gaben gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,8 Prozent auf 109,5 Milliarden Euro nach. Für den Zeitraum von Januar bis Ende Juni weist die Statistik, die nur Betriebe mit 20 oder mehr Beschäftigten erfasst, hingegen einen Zuwachs von 0,2 Prozent aus.

Die Umsatzentwicklung schlug sich im Juni auch in der Zahl der Beschäftigten nieder, die gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,5 Prozent auf 6,1 Millionen Personen sank. Deutlicher fiel das Minus mit 6,6 Prozent bei den geleisteten Arbeitsstunden aus. Die Lohn- und Gehaltssumme verringerte sich den Angaben zufolge um 1,2 Prozent auf 19,7 Milliarden Euro. Auf Sicht der ersten sechs Monate sank die Beschäftigung den Angaben zufolge um 2,5 Prozent, die Lohn- und Gehaltssumme stieg leicht um 0,1 Prozent.

Das Vertrauen der Anleger in eine baldige Konjunkturerholung scheint indes zu wachsen. Das verwaltete Vermögen von Investmentfonds der deutschen Fondsgesellschaften stieg im Juli um 3,2 Milliarden Euro auf insgesamt 930 Milliarden Euro, teilte der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) mit. Die Anleger investierten zwar, legten aber zugleich immer noch großen Wert auf Sicherheit. Aus Aktienfonds wurden 100 Millionen Euro abgezogen.

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