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Wirtschaft: Börsenfieber: Der Abgeklärte: Sind die Finanzfachleute ihr Geld wert?

Freitag für Freitag schreiben abwechselnd unsere Kolumnisten über ihr Leben mit den Börsen. Der Heißsporn, der ohne tägliche Hektik nicht leben kann.

Freitag für Freitag schreiben abwechselnd unsere Kolumnisten über ihr Leben mit den Börsen. Der Heißsporn, der ohne tägliche Hektik nicht leben kann. Der Outsider, der die Macht der Börse im Alltag beobachtet. Der Zauderer, der den Aktienkauf bis heute nicht wagt. Und der Abgeklärte, der sich nie aus der Ruhe bringen lässt.

Sir Peter Ustinov ist begeistert. Hat doch sein Sponsor, die ehemalige BfG Bank und jetzige SEB scheinbar immer wieder unglaublich geistreiche Ideen, die dem Kunden zum Wohle gereichen. Aber fairer Weise muss man sagen, viele andere Geldhäuser haben mindestens gleichwertig intelligente Konzepte und eben solche Gewinn versprechenden Produkte anzubieten. So jedenfalls wollen es uns die Werbebotschafter glauben machen.

Neben Boni und Rabatten aller Art wird Sicherheit im Sinne von Arbeitsminister Riester und Performance pur geboten. Wertpapierkurse in Realtime, gebührenfreie Depots, Beratung ohne Honorar. Schließlich ist es Ihr Geld und - Sie haben es sich verdient. Aber haben Sie auch mal nachgedacht? Haben Sie sich mal die Mühe gemacht, nach ein paar Jahren kritisch die Leistung Ihrer Finanzfachleute bei den global agierenden Geldhäusern zu überprüfen? Mittlerweile strickt jede noch so kleine Volksbank oder Sparkasse an internationalen Allianzen, damit der - am liebsten vermögende - Privatkunde auch international betreut werden kann. Global Banking, Asset Management, Ranking, modified Duration, Track record...?

Den meisten Lesern wird es reichen, mal wieder ein paar Mark an der Börse zu verdienen. Mit Hilfe eines kompetenten Beraters. So wie früher. Einem Berater, der richtig Ahnung hat, sich Zeit nimmt für das vertrauliche Gespräch und dabei auch noch das Geld vermehrt. Nicht das Geld der Bank, sondern das Geld des Kunden. Das ist in diesen schwierigen Zeiten wahrhaftig nicht einfach. Aber dafür würde man doch gerne auch wieder richtige Gebühren zahlen und nicht die vielen versteckten, die sich in den neumodischen Produkten verbergen, deren wohlklingende Namen man sich kaum merken kann. Und deren Nutzen man auch nicht immer gleich versteht. Aber zu jedem neuen Produkt gibt es dankenswerter Weise eine schöne Fibel mit allerlei Schaubildern und zahlreichen Hinweisen auf die Chancen die da lauern - wenn man rechtzeitig dabei ist. Und mit Risikohinweisen. Ganz hinten.

Keine Fibel gibt es hingegen über die Vergütungsmodelle der Erfinder dieser Produkte. Viele Kapitalanleger haben auch gar keine Vorstellung davon, was ein anständiger Investmentbanker einer Bank verdient. Das ist auch besser so, denn deren Gehälter sind fast unanständig hoch. Eine halbe Million ist da gar nichts. Grundgehalt, versteht sich. Plus Dienstwagen, Tantieme, Optionen auf Aktien, Bonus, Altersvorsorge usw.

Die unlängst veröffentlichten Halbjahresergebnisse der Banken zeigen, dass im Wertpapiereigenhandel wegen der Börsenflaute auch Flaute bei den Handelsgewinnen war. Die Gewinnrückgänge entsprachen einer ziemlich großen Menge von Peanuts. Offensichtlich hört der Investmentbanker auch nicht das Gras an der Börse wachsen und verdient trotzdem so viel Geld.

Wie machen die das bloß, möchte man fragen. Ginge es hier um Hifi-Technik, wäre die Lösung einfach: Es wäre kein Trick, sondern ein Sony. Aber weil wir hier von sehr viel Geld reden, sollten Sie über die Botschaft noch einmal nachdenken, die Sir Peter in die Wohnstuben transportiert.

Thomas M. Pohlig

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