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Mehdorn

© dpa

Börsengang: Die Bahn kommt

Der Konzern hält am Börsengang für den Herbst fest – trotz der Turbulenzen auf dem Kapitalmarkt.

Die Deutsche Bahn peilt ungeachtet der derzeitigen Turbulenzen an den Kapitalmärkten den Börsengang ihrer Transportsparte für den Herbst an. Bleibe die Situation so, wie sie jetzt ist, sei ein Börsendebüt „okay“, sagte Konzernchef Hartmut Mehdorn in Berlin. Die relevanten Indizes entwickelten sich derzeit „ganz gut“. Allerdings müsse man über eine Verschiebung nachdenken, „wenn es die Situation nicht hergibt“. Dann sei ein Aktienverkauf erst im kommenden Jahr denkbar. Generell sei der Börsengang „auf Kante genäht“, da man noch vor der Bundestagswahl 2009 notiert sein wolle. Finanzfachleute urteilten, die Bahn müsse angesichts des Umfelds den Anlegern ihre Papiere mit einer möglichst hohen Dividende schmackhaft machen.

An der Börse in Frankfurt am Main hat es in diesem Jahr bislang nur eine größere Neuemission gegeben – das sächsische IT-Unternehmen GK Software in der vergangenen Woche. An diesem Freitag soll die Energiefirma SMA Solar Technology folgen. Mehrere Firmen hatten dagegen ihre Pläne auf Eis gelegt, am Mittwoch zuletzt der Solartechnikanbieter Sinosol. Die Bahn will 24,9 Prozent ihrer Transportsparte DB Mobility Logistics verkaufen, der Eigentümer Bund hofft auf Einnahmen von bis zu acht Milliarden Euro. Zum Termin sagte Mehdorn nur, dass das Projekt bis zum 21. Dezember über die Bühne sein soll.

Das Umfeld für eine solch große Transaktion sei derzeit „sehr schwierig“, sagte Heinz Steffen, Partner beim Frankfurter Analysehaus Fairesearch, dieser Zeitung. Ob ein Börsengang erfolgreich sei, hänge derzeit stark vom Geschäftsmodell ab. „Und da sieht es für die Bahn nicht gut aus.“ Die Infrastruktur sei angesichts der wachsenden Gütermengen nicht leistungsfähig genug. Der Konzern müsse eine hohe Dividende garantieren, „sonst geht es nicht“.

Das glaubt auch Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die Märkte schwanken stark, gegen Jahresende nimmt die Unsicherheit meist zu“, befand er. Zudem sei der weiterhin einflussreiche Staat kein guter Aktionär, das zeige die Deutsche Post. Deshalb komme es auf den Preis der Bahn-Aktie an. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis muss stimmen.“ Nach Informationen aus Regierungskreisen setzt der Bund vorwiegend auf den Verkauf an Großinvestoren. „Die werden sich eine derartige Chance nicht entgehen lassen und weniger auf das Umfeld achten“, hieß es.

Mehdorn will bei den Investoren mit den „Megatrends“ werben, die das Geschäft der Bahn beflügelten – die Klimadiskussion, die Demografie und die Globalisierung. Die Börsenstory, bei der Investoren über Chancen und Risiken der Firma informiert werden, sei formuliert, sagte Bahn-Finanzchef Diethelm Sack. Derzeit werde am Börsenprospekt gearbeitet. Die Transportsparte steht für einen Großteil des Bahn-Gewinns – 1,9 Milliarden der insgesamt 2,4 Milliarden Euro stammten 2007 aus dem Geschäft mit Personenzügen und Gütertransport. 174 300 der 237 000 Beschäftigten arbeiten bei dem Tochterunternehmen.

Mehdorn erklärte, man habe vor allem institutionelle Anleger im Blick. Zu geringeren Teilen kommen auch Privatanleger zum Zug, in Europa wie auch in Japan. Außerdem sind einige Aktien für die Bahn-Mitarbeiter im Inland reserviert. In den USA werde man keine Papiere anbieten. Die Dividende soll sich nach seinen Worten am Marktumfeld orientieren, die Bahn-Aktie ein solides Papier werden. „Wir werden nicht so volatil sein wie AOL“, erklärte Mehdorn. „Zum Spekulieren sind wir nicht geeignet.“ Erst nach dem Gang auf den Kapitalmarkt plant die Bahn wieder größere Akquisitionen.

Der Aufsichtsrat billigte am Mittwoch die nächste Etappe der Vorbereitungen. Er stimmte dem Vertrag zu, der das zukünftige Verhältnis zwischen der Bahn, dem Investor und dem Bund regelt. Der Bundestag hatte dem Teilverkauf des Konzerns Ende Mai zugestimmt.

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