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Börsengang: Gagfah startet in den Handel

Mit großer Skepsis verfolgten Mieter und Anleger den Börsengang des Immobilienunternehmens Gagfah. Trotzdem startete das Papier ordentlich und legte direkt knapp drei Euro zu.

Frankfurt/Karlsruhe - Begleitet von Warnungen vor drohenden Mieterhöhungen hat das Immobilienunternehmen Gagfah tausende einst städtische Wohnungen an die Börse gebracht. Die Aktie des Essener Konzerns startete in Frankfurt am Main in den Handel. Deutschlandweit gehören der Gagfah rund 150.000 Wohnungen, darunter die im März verkauften kommunalen Dresdner Immobilien. Der Deutsche Mieterbund (DMB) hatte zuvor kritisiert, durch den Börsengang erhöhe sich der Renditedruck, weshalb nun Mieterhöhungen drohten. Zugleich riet das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe in seinem Urteil über eine Finanzspritze für das hochverschuldete Berlin, dass die Hauptstadt zum Schuldenabbau Wohnungen verkaufen solle.

Die Gagfah-Aktie startete mit 22 Euro in den Handel, knapp 16 Prozent mehr als der Ausgabekurs von 19 Euro. Dem US-Investor Fortress, der die Gagfah nach eigenen Angaben vor zwei Jahren für insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro gekauft hatte, fließen aus dem Börsengang 853 Millionen Euro zu. Dabei bringt Fortress nur knapp ein Fünftel der Gagfah auf das Parkett. Ein Bruchteil von nicht einmal zwei Prozent der Aktien ging an Privatanleger. Aufgrund der hohen Nachfrage hatte die Gagfah ihren Börsengang bereits um einige Tage vorgezogen.

Für Furore hatte der Verkauf von knapp 50.000 Wohnungen der Stadt Dresden an Fortress gesorgt, mit dem die sächsische Landeshauptstadt als erste deutsche Kommune auf einen Schlag komplett schuldenfrei wurde. Die Gagfah ist die Immobilienholding von Fortress in Deutschland.

Mieterhöhungen um etwa neun Prozent

Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips hatte gewarnt, Wohnungen würden "durchgehandelt wie x-beliebige Wirtschaftsprodukte, wie Autos oder Schweinehälften". Der DMB-Chef warnte, die Gagfah habe bereits angekündigt, verstärkt auf Wohnungsverkäufe und Mieterhöhungen zu setzen. Den Angaben zufolge sollen die Mieten über den gesamten Gagfah-Bestand in den kommenden Jahren um durchschnittlich neun Prozent erhöht werden.

Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe empfahl dem Bundesland Berlin derweil, sich von seinen Wohnungen zu trennen. Allein durch den Verkauf der Wohnungen im Wert von fünf Milliarden Euro könne die Zinslast der Stadt von derzeit 2,5 Milliarden Euro im Jahr so dauerhaft gesenkt werden, dass die Zinsersparnis die Netto-Mieteinnahmen übersteigen würde, urteilten die Richter. Sie argumentierten, ein Land müsse erst "alle ihm verfügbaren Eigenmittel zur Abhilfe einsetzen" und dies auch beweisen, bevor es Anspruch auf Bundeshilfen hat. Berlin hatte mit Verweis auf eine extreme Haushaltsnotlage eine Finanzspritze des Bundes herbeiklagen wollen. (tso/AFP)

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