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Wirtschaft: Börsianer erwarten bis Jahresende keinen Rückschlag

Niedrigere Zinsen in Europa könnten Aufwärtstrend unterstützen

Düsseldorf (fw/HB). In 40 der letzten 49 Jahren ist die Börse in New York am Tag vor und am Tag nach Thanksgiving gestiegen, hat das Wall Street Journal nachgerechnet. Die verkürzte Freitagssitzung, eingeklemmt zwischen dem Feiertag und dem Wochenende, endete jedoch diesmal mit einem leichten Kursverlust. Ein schlechtes Omen? Nicht unbedingt. Denn trotz des schwächelnden Freitags endete die ThanksgivingWoche insgesamt mit einem kleinen Kursgewinn – die achte Gewinnwoche in Folge. Auch für Europa ergeben sich erstaunliche Werte: Der Stoxx 50 stieg ebenfalls zwei Monate in Folge. Das Plus von 15 Prozent war der höchste Zweimonatszuwachs seit 1999.

Weil es bis zum Jahresende nur noch ein Monat ist, mehrt sich jetzt die Hoffnung, es könnte noch eine Weile so weiter gehen. Manch ein Unternehmen, vor allem aus der Versicherungsbranche, könnte für die Bilanz zum 31.12.2002 durchaus noch höhere Kurse gebrauchen. „Wir sehen gute Anzeichen, dass die Erholung startet“, sagte etwa Carsten Gerlinger von der DZ International in Luxemburg. Einige befürchten allerdings, dass die Kurse zu schnell steigen. „Wir sollten bleiben, wo wir sind, bis wir einen besseren Einblick in das vierte Quartal und das erste Quartal 2003 haben“, sagte zum Beispiel James Awad von Awad Asset Management in New York. „Wenn wir noch weiter hoch gehen, dann geschieht das auf Kosten des kommenden Jahres“, setzte er hinzu.

Noch fehlt der Börse ein deutlicher Trend zu steigenden Gewinnen bei den Unternehmen, der die höheren Kurse unterstützen würde. Aber in der vergangenen Woche haben einige volkswirtschaftliche Indikatoren in den USA zumindest den Eindruck erweckt, es gehe bald aufwärts. Weil die Börse gern den realen Entwicklungen vorausläuft, könnte also die Rallye noch eine kleine Weile stabil bleiben. Schon diesen Montag werden allerdings in den USA neue Zahlen bekannt gegeben: Das Institute of Supply Management veröffentlicht seinen Produktions-Index für November. Die Furcht vor einer möglichen Enttäuschung bei dieser Kennzahl war ein Grund für den leichten Dämpfer am vergangenen Freitag.

Ein weiteres Thema dieser Woche dürfte die für Donnerstag erwartete Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) sein. Der Schritt gilt bei vielen Experten schon als lange überfällig und wurde wahrscheinlich vor allem herausgezögert, weil die EZB beweisen wollte, dass sie sich weder unter Druck setzen lässt noch sich einfach ins Schlepptau der US-Notenbank begibt, die zuletzt am 6. November kräftig mit ihren Zinsen heruntergegangen war. Offen ist, ob die EZB die Zinsen um 0,25 oder 0,5 Prozentpunkt senken wird. Aber selbst eine kleine Enttäuschung dürfte keine zu großen Auswirkungen haben – letztlich schaut die Börse mehr auf die US-Notenbank. Von der ist allerdings nach den guten Konjunkturzahlen vorerst nichts mehr zu erwarten.

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