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Wirtschaft: Börsianer verkaufen nach den Anschlägen von Istanbul

Experten erwarten aber, dass sich die Kurse schon bald erholen

Berlin (hop). Die europäischen Börsen sind schwach in die neue Woche gestartet. Als Grund nannten Händler vor allem die Terroranschläge in der Türkei, die für Verunsicherung sorgten. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor am Montag 3,2 Prozent und fiel bis zum Handelsschluss auf 3674 Punkte. Zuvor war der japanische Leitindex Nikkei um fast vier Prozent eingebrochen. Er sackte das erste Mal seit Mitte August unter die psychologisch wichtige Schwelle von 10000 Punkten. Und auch die USMärkte tendierten schwächer, nachdem dort schon am Freitagabend die Notierungen nachgegeben hatten.

Analysten erwarten allerdings, dass die Rückschläge schon bald wieder weggesteckt werden und es in der nächsten Woche wieder aufwärts geht. Außerdem wurden am Montag eine Reihe von positiven Konjunkturdaten aus Europa veröffentlicht.

„Viele Anleger haben die Anschläge zum Anlass genommen, Aktien zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen“, sagte Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment für Europa, dem Tagesspiegel. „Die Terrorakte sind aber nur Auslöser, nicht Grund der Kurseinbrüche.“ Denn die Angst vor Anschlägen hätten die Anleger schon in den vergangenen Monaten im Hinterkopf gehabt. Doch seit Wochen sei bei vielen auch die Sorge gewachsen, „dass der Markt mit seinen kräftigen Gewinnen etwas zu weit gegangen ist“. Seit dem Jahrestiefststand ist der Dax nämlich um rund 70 Prozent geklettert.

Jahresendrallye schon im Oktober

Auch Gerhard Schwarz, Aktienstratege der Hypo-Vereinsbank (HVB) sieht nur den Anlass der jüngsten Verluste bei den Anschlägen. Der eigentliche Grund sei, dass die Aufwärtsbewegung der Märkte in den vergangenen zwei Wochen an Schwung verloren hatte und gegen Rückschläge nicht mehr so resistent gewesen ist, sagte Schwarz dem Tagesspiegel. „Denn die Anschläge sind nicht die erste Form von Terror in diesem Jahr – und der wurde bisher immer gut von den Märkten verdaut.“ Da war der Auftrieb aber noch stärker. „Das Kurspotenzial bis Jahresende haben wir weitgehend ausgeschöpft. Wahrscheinlich hatten wir schon im Oktober die Jahresendrallye“, sagte der HVB-Aktienstratege. Er erwarte zur Jahreswende einen Dax-Stand von 3800 Punkten und im kommenden Jahr 4000 Zähler. Positive Impulse könnte vielleicht ein starkes Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel geben.

Ähnlich sieht Niesel von Union Investment die Situation. Die Anschläge hätten nichts an der fundamentalen Lage geändert. „Die wird positiv bleiben.“ Schließlich ziehe die Konjunktur weltweit an, die Unternehmensgewinne seien im dritten Quartal oft stärker gestiegen als erwartet. Und bei den europäischen Aktien sei ein Euro-Kurs von bis zu 1,20 Dollar schon berücksichtigt. „Außerdem sind viele Investoren zurzeit nicht an der Börse engagiert, Privatanleger fehlen etwa fast völlig“, sagte Niese. Es sei davon auszugehen, dass das Wirtschaftswachstum weiter anhalten werde. Innerhalb der nächsten zwölf Monate dürfte der Dax daher um bis zu 20 Prozent zulegen.

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