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Wirtschaft: Bosch-Siemens will 700 Arbeitsplätze in Berlin streichen Seit der Wende 160000 Stellen in der Berliner Metallindustrie verloren

Berlin (alf). Der Abbau von Arbeitsplätzen in der Berliner Industrie geht weiter.

Berlin (alf). Der Abbau von Arbeitsplätzen in der Berliner Industrie geht weiter. Die IG Metall teilte am Dienstag mit, die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH wolle in ihrem Spandauer Werk mehr als 700 der 1560 Arbeitsplätze bis 2006 streichen. Das Unternehmen bestätigte den Abbau von 400 Stellen bis März 2003. Darüber hinaus gebe es aber bislang nur „Rechnungen“, sagte eine BSH-Sprecherin. Die BSH mit Sitz in München produziert in Spandau Waschmaschinen. Nach Angaben des Berliner Betriebsratsvorsitzenden Güngör Demirci werden in diesem Jahr in Spandau 711000 Geräte gebaut, 2006 würden es den Planungen zufolge nur noch 450000 sein. Von Berlin aus sollten Kapazitäten nach Polen und in die Türkei verlagert werden, sagte Demirci dem Tagesspiegel. Die BSH produziert Waschmaschinen in Berlin und Nauen, in Polen, Tschechien und China. „Türkei und Polen sind billiger als Berlin“, sagte Demirci. Am heutigen Mittwoch will die Geschäftsführung der BSH auf einer Betriebsversammlung ihre Pläne erläutern.

Die Berliner Metall- und Elektroindustrie hat seit der Wende mehr als 160000 Arbeitsplätze verloren. 1990 zählte die Branche im Ostteil nach Angaben der IG Metall 120000 Stellen, heute sind es noch 14000; im Westteil fiel die Zahl der Metaller im gleichen Zeitraum von 103000 auf knapp über 50000. „Wir sind bald unter 60000 Beschäftigten in der Metallindustrie und haben das Tal der Tränen noch nicht verlassen“, befürchtet der Berliner IG-Metall-Chef Arno Hager. In den Jahren nach der Wende habe sich die Wirtschaft im Ostteil der Stadt im Vergleich zu den neuen Bundesländern am schlechtesten entwickelt; dasselbe gelte für den Westteil der Stadt im Verhältnis zu den westdeutschen Ländern. Doch die Politik habe viel zu spät erkannt, dass Berlin keine Boomtown sei. Entsprechend habe man die Förderung der Stadt vernachlässigt und „stattdesssen das Geld in der Wüste investiert, wo es versickerte“, sagte Hager mit Blick auf die flächendeckende Wirtschaftsförderung im Osten.

Riesiger Vorsprung für München

Anders als etwa in München gebe es in Berlin noch immer „keinen Zusammenhang zwischen Forschung und Anwendung“. Für die Ausbildung vernetzter Strukturen aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Region Berlin veranschlagt Hager 30 bis 40 Jahre. Immerhin sieht der IG Metaller auch einige positive Entwicklungen: Etwa die VW-Softwaretochter Gedas, die Mobilfunkentwicklung bei Siemens, die Dr. Lange Umwelttechnik oder die Pläne von General Electric, in Berlin ein Forschungszentrum aufzubauen. Im Werk der heutigen BSH begann Siemens 1953 die Herstellung von Kühlschränken und Waschmaschinen. 1967, als Siemens das Hausgeräte-Joint-Venture mit Bosch einging, wurde die Kühlschrankfertigung nach Baden-Württemberg verlagert. Die BSH erreichte 2001 einen Gewinn von 241 Millionen Euro. Nach Angaben der IG Metall schreibt die Berliner Fabrik seit Jahren schwarze Zahlen.

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