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Volkmar Denner ist seit 1. Juli 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. Denner wurde am 30. November 1956 in Uhingen geboren, ist verheiratet und hat drei Söhne. Der promovierte Physiker arbeitet seit 1986 für die Bosch-Gruppe.

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Denner löst Fehrenbach ab: Bosch soll wie Apple werden

Der neue Chef des weltgrößten Autozulieferers hat große Pläne – doch der Konzern leidet stärker als erwartet unter der Euro-Krise.

Berlin - Sein Vorgänger hat es ihm bereits im April gesagt: 2012 wird kein einfaches Jahr. Und so kommt es nun auch. „Die Euro-Krise schlägt sich bereits im Geschäft nieder“, sagt der neue Bosch- Chef Volkmar Denner, der seit Sonntag im Amt ist. Die Geschäfte in Europa – mit Ausnahme Deutschlands – stagnierten mehr oder weniger, teilte der stark vom Export abhängige Konzern am Wochenende mit. „Wir gingen bisher von einem Wachstum von drei bis fünf Prozent für 2012 aus, sehen aber durchaus in den letzten Wochen zunehmende Wachstumsrisiken“, warnte Bosch, ohne allzu präzise zu werden.

Volkmar Denner ist der siebte Vorsitzende der Geschäftsführung in der 126- jährigen Geschichte des schwäbischen Konzerns. Sein Vorgänger Franz Fehrenbach, der am Sonntag 63 Jahre alt wurde, leitete das Unternehmen neun Jahre lang. Er war der erste Bosch-Chef nach 1949, der wegen der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 rote Zahlen ausweisen musste.

Heute beschäftigt der Technologiekonzern und größte Autozulieferer der Welt mehr als 300 000 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr setzte er 51,5 Milliarden Euro um – ein Rekord. Doch die kriselnde Solarsparte, deren Aufbau Fehrenbach vorantrieb, führte zu gut einer halben Milliarde Euro Abschreibungen. Auch hohe Anschubinvestitionen für die Elektromobilität – nämlich rund 400 Millionen Euro pro Jahr – zahlen sich noch lange nicht aus. Trotz der Probleme stand 2011 unter dem Strich ein Überschuss von 1,8 Milliarden Euro.

Aber die Verbraucher ziehen nun offenbar nicht mehr mit. Insbesondere in den konsumnahen Bereichen, also im Endkundengeschäft etwa mit Haushaltsgeräten oder Elektrowerkzeugen, spürt Bosch „zunehmend fehlende Kaufimpulse“. Große Teile des Geschäftes hängen aber von der Konsumlaune der Menschen ab. Als weltgrößter Autozulieferer gilt Bosch mit seinen Zahlen zudem als Frühindikator für die gesamte Branche, die hierzulande eine Schlüsselindustrie ist.

Der promovierte Physiker Denner war bisher Forschungschef des Unternehmens. Im Jahr 2011 gab Bosch rund 4,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus und meldete mehr als 4100 Patente weltweit an. Denner will den Konzern nun unabhängiger vom Autozuliefergeschäft machen und die digitale Wende vorantreiben. Von den 50,1 Milliarden Euro Umsatz stammen allerdings 30,4 Milliarden aus der Kraftfahrzeugtechnik.

In einem Brief an die Mitarbeiter schrieb Denner zum Amtsantritt, dass die sprichwörtliche Bosch-Qualität allein in Zukunft für gute Geschäfte nicht mehr ausreiche. Bosch müsse mit seiner Arbeit auch faszinieren. „Wir wollen Produkte – hierzu zähle ich neben Hardware auch Software und Dienstleistungen – die unsere Kunden begeistern, geschaffen von Menschen mit Leidenschaft und Herz.“ Vor einigen Tagen machte Denner in Stuttgart deutlich, dass er Apple als ein Vorbild betrachtet. Bei dem Computerkonzern machten auch Dinge wie Design und Nutzerfreundlichkeit die Produktqualität aus. „Apple ist natürlich schon eine Lichtgestalt im Moment“, sagte er.

Unter Denner setzt das Unternehmen in Zukunft mehr auf die Vernetzung. Technische Geräte sollen über das Internet selbstständig mit ihrer Umwelt kommunizieren. Ein Beispiel sind Airbags, die via Internet ein Notrufsignal senden. Hier braucht der Konzern dringend Erfolge. Andere Bereiche sind die Telemedizin oder die Sicherheitstechnik.

Eine wesentliche Rolle dabei wird das Software- und Systemhaus bei Bosch spielen, das in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden soll. Bis 2015 soll dort die Mitarbeiterzahl von derzeit 450 auf 1000 Beschäftigte steigen. Doch das wird eine Gratwanderung für den mit Präzisionsmechanik und Elektronik groß gewordenen Industriekonzern: „Unsere Werke können wir nicht mit Software ausfüllen“, weiß auch Denner.

Franz Fehrenbach wird Denners Schritte kontrollieren, denn er übernimmt den Vorsitz im Aufsichtsrat. Dabei wird Denner nicht unter dem gleichen Druck stehen wie die Chefs anderer Weltkonzerne. Denn Bosch ist trotz seiner Größe nicht börsennotiert, sondern gehört zu 92 Prozent der gemeinnützigen Robert-Bosch-Stiftung. mit dpa/rtr

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