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Wirtschaft: BP: Benzin wegen Steuern so teuer

Franke weist Vorwurf der Preistreiberei zurück

Berlin - Der Ölkonzern BP hat den Vorwurf zurückgewiesen, er gebe den gefallenen Ölpreis nicht über sinkende Benzinpreise an die Autofahrer weiter. „Wir tanken nicht Rohöl, sondern die weiterverarbeiteten Produkte Benzin und Diesel“, sagte Uwe Franke, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen BP, dem Tagesspiegel. Hier seien die Preise am Benzinmarkt in Rotterdam entscheidend. „Ein Blick auf deren Entwicklung zeigt, dass die Benzinpreise an der Tankstelle sogar noch stärker gesunken sind als die entsprechenden Produktpreise in Rotterdam.“ BP betreibt auch die Tankstellenkette Aral, die mit 2400 Stationen in Deutschland führend ist.

Autoverbände werfen der Ölbranche vor, sie missbrauche ihre Marktstellung und fahre Rekordgewinne auf Kosten der Autofahrer ein. Franke sagte dazu, man könne eine Senkung des in US-Dollar notierten Rohölpreises nicht prozentual mit dem in Euro notierten Benzinpreis vergleichen. In absoluten Zahlen seien Rohöl- und Benzinpreis um nahezu den gleichen Betrag gesunken. So sei der Ölpreis je Liter von Anfang Juli bis heute um rund 11,5 Cent von 57,9 auf 46,3 Eurocent gesunken. In derselben Zeit sei der Benzinpreis von seinem Höchststand von gut 1,59 Euro auf 1,48 Euro gesunken, der Dieselpreis sogar noch stärker, um 16 Cent, auf 1,38 Euro.

Franke, zugleich Präsident des Mineralölwirtschaftsverbandes, widersprach dem Eindruck, die Tankstellen gäben Preiserhöhungen viel schneller an die Kunden weiter als Preissenkungen. „Der extreme Wettbewerb zwischen den Tankstellen sorgt in Zeiten fallender Preise dafür, dass die Einkaufsvorteile zügig an die Kunden weitergegeben werden“, befand er. Umgekehrt habe man in Zeiten steigender Einkaufpreise Schwierigkeiten, Preiserhöhungen durchzusetzen. Die Konkurrenz in der Branche sei „außerordentlich hoch“. Es sei schon ein Erfolg, „wenn wir am Jahresende zwischen einem halben und einem Cent je verkauften Liter Kraftstoff verdienen“. In diesem Jahr werde man wohl eher an der unteren Grenze liegen.

„Der hohe Benzinpreis heißt doch nicht, dass wir viel verdienen“, sagte Franke. „Wir haben keine Vorteile durch hohe Tankstellenpreise, denn sie führen dazu, dass der ohnehin sinkende Kraftstoffabsatz in Deutschland noch stärker zurückgeht.“ BP verlange von seinen Kunden derzeit für einen Liter Superbenzin 58,6 Cent, für einen Liter Diesel 68,8 Cent. Hinzu kämen noch die Steuern. „Damit zählt der Benzinpreis ohne Steuern in Deutschland zu den niedrigsten in Europa – dank des intensiven Wettbewerbs“, sagte Franke.

Eine Prognose über die Entwicklung des Benzinpreises wollte Franke nicht abgeben. Dies sei nicht seriös. „Die Rohöl- und Benzinpreise hängen von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren ab, die sich nicht vorhersehen lassen“, sagte er. Er verwies allerdings darauf, dass die Future-Preise für Rohöl für Lieferungen in späteren Monaten derzeit höher lägen als die zum Tagespreis. „Aber das beschreibt nur die momentanen Markterwartungen.“ Trotz der sinkenden Nachfrage nach Benzin baut BP derzeit sein Tankstellennetz aus. In der ersten Jahreshälfte 2008 sei das Aral-Netz um 55 Stationen gewachsen. „Aber ein weiter sinkender Kraftstoffabsatz wird Konsequenzen für die gesamte Branche haben, weil sich der heute schon intensive Preiswettbewerb dann noch erhöht“, erwartet Franke. Carsten Brönstrup

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