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Brief an Belegschaft: Ford stimmt auf weitere Einschnitte ein

Das Management des krisengeschüttelten US-Autobauers Ford stimmt die Belegschaft auf eine noch tiefer greifende Umstrukturierung des Konzerns ein als bislang geplant.

New York - "Das Geschäftsmodell, das uns über Jahrzehnte hinweg profitabel gemacht hat, reicht nicht mehr aus, um unsere Rentabilität zu sichern", schrieb Konzernchef Bill Ford in einem Brief an die 300.000 Beschäftigten des Unternehmens, der von verschiedenen Zeitungen zitiert wurde. Der Urenkel des Firmengründers Henry Ford plädierte unter anderem dafür, stärker auf Modelle mit geringerem Spritverbrauch zu setzen. Außerdem sollten mehr Anstrengungen zum Aufbau interner und zur Rekrutierung externer Führungskräfte unternommen werden. Bill Ford nannte auch Allianzen mit anderen Autobauern als Option.

Der Konzernchef befindet sich in einer schwierigen Lage, nachdem seine bisherigen Reformanstrengungen keine greifbaren Resultate gezeigt haben. Der drittgrößte Autokonzern der Welt fuhr im ersten Quartal einen Nettoverlust von 1,45 Milliarden Dollar (1,13 Milliarden Euro) ein. Im Januar hatte er seinen Sanierungsplan für den Konzern vorgestellt. Demnach sollen in den nächsten sechs Jahren in Nordamerika bis zu 30.000 Arbeitsplätze gestrichen und 14 Werke geschlossen werden. Im August kündigte das Unternehmen dann an, dass es seine Produktion in Nordamerika im vierten Quartal um 21 Prozent zurückfahren werde.

Keinesfalls "Tage der Angst"

In seinem Schreiben suchte der Konzernchef die Belegschaft nun auf möglicherweise noch weiterreichende Einschnitte einzustimmen. Dies sollten jedoch keinesfalls "Tage der Angst" sein, betonte er zugleich in Anspielung auf Pressekommentare. Wo Kritiker Probleme sähen, sehe er auch Chancen, zitierte die "Financial Times Deutschland" aus dem Brief. Bill Ford soll diversen Medienberichten zufolge bereits den Chef von Renault-Nissan, Carlos Ghosn, auf eine Zusammenarbeit angesprochen haben. Ghosn bemüht sich derweil jedoch, eine Kooperation mit dem Ford-Konkurrenten General Motors (GM) zustande zu bringen.

In den USA wird zudem darüber spekuliert, dass die Ford-Familie den Konzern wieder von der Börse holen könnte. Damit würde Bill Ford das Unternehmen umstrukturieren können, ohne auf Aktionäre Rücksicht nehmen zu müssen. Ford leidet ebenso wie GM vor allem unter einem Absatzeinbruch auf dem nordamerikanischen Markt. Beide Unternehmen hatten dort zu lange auf die Geländefahrzeuge SUV (Sport Utility Vehicle) gesetzt. Die Nachfrage nach diesen Spritfressern ist wegen der hohen Benzinpreise aber in den USA zuletzt stark gesunken, wovon vor allem die asiatische Konkurrenz profitiert. (tso/AFP)

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