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Finanzplatz in Sorge. In Frankfurt wird über Notlagen der Banken spekuliert.

© dapd

Brüssel: Angst vor Schieflagen deutscher Banken

Brüssel und Commerzbank sind alarmiert über den Zustand deutscher Banken. Die Bundesregierung gibt sich demonstrativ gelassen. Dabei ist eines ihrer Mitglieder nicht unschuldig an der Unruhe.

Akute Finanzspritzen für deutsche Banken sind nach Auskunft der Bundesregierung aktuell nicht notwendig. Ein Sprecher des Finanzministeriums bemühte sich am Mittwoch, die Sorgen vor einer drohenden Schieflage deutscher Geldhäuser zu zerstreuen. Dafür gebe es keine Hinweise, hieß es in Berlin. Die Banken seien bei Eigenkapital und anderen Faktoren deutlich besser aufgestellt als noch 2008 in der Finanzkrise. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte am Dienstag noch vor einer europäischen Bankenkrise gewarnt.

Zu einer pessimistischen Einschätzung kommt man auch in Brüssel: Die Lage an den Finanzmärkten und bei den europäischen Banken habe sich seit den Banken- Stresstests im Frühjahr verschlechtert, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission. „Wir sind uns bewusst, was an den Märkten passiert und wie sich das auf die Banken auswirkt“, sagte sie. Die Schuldenkrise habe negative Folgen für die Banken. „Aber die unmittelbaren Probleme drehen sich eher um Liquidität als um Zahlungsfähigkeit“, sagte sie.

Nachdem die Deutsche Bank am Dienstag ihr Gewinnziel für 2011 nach unten korrigiert hatte, deutete am Mittwoch auch Commerzbank-Chef Martin Blessing eine entsprechende Revision an. Blessing stellte auf einer Investorenkonferenz das in der „Roadmap 2012“ nach der Fusion mit der Dresdner Bank ausgegebene Ziel eines operativen Gewinns von vier Milliarden Euro erneut unter den Vorbehalt eines stabilen Marktumfelds. Dieses sei derzeit nur beschränkt existent, hieß es in der Präsentation. „Die große Unsicherheit am Markt infolge der Staatsschuldenkrise stellt uns vor weitere Herausforderungen“, erklärte Blessing.

Die Bank steht möglicherweise vor weiteren Abschreibungen auf ihre Staatsanleihen südeuropäischer Länder. Der neue Chef der Tochter Eurohypo, Thomas Köntgen, sagte am Mittwoch in München, die Bank werde sich einer weitergehenden Beteiligung am Hilfspaket für Griechenland nicht entgegenstellen. Im zweiten Quartal hatte die Commerzbank rund 760 Millionen Euro auf ihr Engagement in dem Schuldenstaat abgeschrieben.

Am Aktienmarkt wurde am Mittwoch auf weitere finanzielle Hilfen für die europäischen Banken spekuliert. Deutsche-Bank- und Commerzbank-Aktien stiegen in einem freundlichen Gesamtmarkt um 7,6 beziehungsweise 5,4 Prozent. Analysten verwiesen zur Erklärung unter anderem auf das Angebot des Internationalen Währungsfonds (IWF), europäische Staatsanleihen zu kaufen, um die Finanzierungsprobleme schuldengeplagter Länder zu begrenzen. Der Fonds könne etwa Papiere von Spanien oder Italien erwerben, sagte Europa-Direktor Antonio Borges in einem Interview. Daneben forderte er schnelle Geldspritzen für den europäischen Bankensektor. Den Bedarf schätzte er auf bis zu 200 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Volumen des europäischen Kapitalmarktes oder des aufgestockten Rettungssschirms EFSF sei das „sehr, sehr wenig“. (mit rtr/dpa)

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