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Wirtschaft: Büffeln nach Feierabend

Pflichttermine sind im Fernstudium selten, die Lernfreiheit ist groß. Da besteht schnell die Gefahr, sich zu verzetteln.

Tolle Jobaussichten, der nächste Karrieresprung oder einfach nur den eigenen Blickwinkel erweitern: Die Gründe für ein berufsbegleitendes Fernstudium sind vielfältig. Eines aber haben alle Fernlernenden gemeinsam: Sie bewältigen den akademischen Stoff von zu Hause aus.

Für viele ist das eine echte Herausforderung. Der Weg zum erfolgreichen Abschluss führt vor allem über vernünftige Planung und jede Menge Disziplin. Ein berufsbegleitendes Fernstudium setze ein gutes Zeitmanagement und eine hohe Motivation voraus, sagt Ada Pellert, Präsidentin der Deutschen Universität für Weiterbildung (DUW) in Berlin.

118 619 Fernstudenten zählte der Fachverband Forum DistancE-Learning (FDL) im Jahr 2010. Mehr als drei Viertel davon waren an den 16 Fernuniversitäten und weiteren 86 Präsenzhochschulen mit Fernstudienangeboten eingeschrieben. 328 verschiedene Fernstudiengänge waren bundesweit zugelassen.

Manche Teilnehmer unterschätzen den Aufwand eines Fernstudiums. „Der Hauptgrund für den Abbruch ist vor allem in der zeitlichen Belastung zu finden“, sagt Jens-Moges Holm vom Anbieter Euro-FH in Hamburg. Problematisch wird es vor allem, wenn sich die Lebensumstände durch Unvorhergesehenes ändern, etwa die Geburt eines Kindes oder eine Beförderung.

Umso wichtiger ist die richtige Zeiteinteilung. Am Wochenende oder nach Feierabend zu lernen, sei anstrengend. „Gerade zu Beginn wird die zur Verfügung stehende Zeit oft überschätzt und jede vermeintlich freie Minute verplant“, sagt Markus Jung, Fachbuchautor aus Köln. Berücksichtigt werden müssten in der Planung aber auch ungeplante Aufgaben wie Arztbesuche, Gespräche mit Freunden oder schlicht die fehlende Konzentrationsfähigkeit nach einem anstrengenden Arbeitstag. Hier gilt: Weniger ist anfangs mehr, sonst verzettelt man sich leicht.

Wer jedes Wochenende durchpauken will, wird Pellert zufolge irgendwann die Motivation verlieren. Daher gilt es, realistisch zu bleiben. Eine Grundregel für das Pensum könne lauten: Mit der Hälfte der Zeit planen, die neben dem Job übrig bleibt. „Die andere Hälfte ist dann für Familie und Freizeit reserviert“, erläutert Pellert. FDL-Präsident Martin Kurz empfiehlt zudem, den Stoff im Rahmen eines Lernplans einzuteilen. „Dieser hilft, den Lernfortschritt zu kontrollieren und das Pensum anzupassen, falls man merkt, dass man hinterherhinkt.“ Sinnvoll ist es auch, sich feste Lernzeiten zu setzen – besonders, wenn man sich dank moderner Lernformate ortsunabhängig weiterbilden kann.

Zu Hause macht es Sinn, sich einen festen Lern- oder Arbeitsplatz einzurichten. Daneben gelte es, stets auch das soziale Umfeld und die Familie in das Studienvorhaben einzubinden und mit ihnen die persönlichen Lernzeiten abzustimmen. „In diesen Zeiten ist man zwar zu Hause, aber nicht ansprechbar. Da kann man auch ganz klassisch mal ein Schild an die Tür hängen“, sagt Pellert.

15 bis 20 Stunden wöchentlich sollte man für einen akademischen Studiengang aufbringen. Bei den meisten Angeboten sei es aber möglich, auch langsamer zu studieren und kostenlos zu verlängern. Damit wird zwar die Studiendauer länger, dafür wird die Belastung aber erträglicher. Kai Kürpick (dpa)

Kai Kürpick (dpa

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