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Wirtschaft: Bundesbank überrascht durch Stillhalten

Notenbank läßt Zinsen zunächst unverändert / Experten rechnen aber demnächst mit einer Erhöhung FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bundesbank hat am Dienstag wieder einmal etliche Experten überrascht: Im Gegensatz zu vielfach geäußerten Befürchtungen hat sie den jüngsten Zinssatz für ein Wertpapierpensionsgeschäft (Reposatz) nicht angehoben, sondern für die nächsten beiden Wochen bei unverändert 3,0 Prozent gelassen.

Notenbank läßt Zinsen zunächst unverändert / Experten rechnen aber demnächst mit einer Erhöhung

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Deutsche Bundesbank hat am Dienstag wieder einmal etliche Experten überrascht: Im Gegensatz zu vielfach geäußerten Befürchtungen hat sie den jüngsten Zinssatz für ein Wertpapierpensionsgeschäft (Reposatz) nicht angehoben, sondern für die nächsten beiden Wochen bei unverändert 3,0 Prozent gelassen.Damit wird die wichtigste Geldquelle für die Geschäftsbanken und damit für Wirtschaft und Verbraucher vorerst nicht teurer. Am nächsten Dienstag könnte die Bundesbank die Zinsen allerdings verändern.Dann wird nämlich der Satz für ein weiteres Wertpapierpensionsgeschäft festgelegt.In den vergangenen Tagen hatten immer mehr Experten von einer unmittelbar bevorstehenden Zinserhöhung durch die Währungshüter gesprochen.Grund: Der starke Anstieg des Dollar-Kurses und die zunehmende Schwäche der D-Mark.Dadurch könnte die Inflation angeheizt werden, weil sich wichtige Importe wie Rohöl, andere Rohstoffe, Vorprodukte für die Industrie oder auch Konsumgüter aus dem Ausland verteuern.Führende Bundesbanker wie Vizepräsident Johann Wilhelm Gaddum oder Chefvolkswirt Otmar Issing hatten bereits in den vergangenen Tagen erklärt, die Erholung des Dollar sei abgeschlossen.Die sieben führenden Industrieländer (G-7) hatten zudem im Frühjahr erklärt, ein Dollarkurs von 1,70 DM sei angemessen.Aber die Meinungen darüber, welcher Kurs angemessen ist, gehen auseinander.Manche sehen das Ende der Fahnenstange längst erreicht.Andere halten einen Dollar-Kurs von 1,90 DM noch für "fair". Allerdings mehreren sich, so sagen viele Bankenexperten, die Signale, daß die Bundesbank der Entwicklung nicht weiter tatenlos zusehen werde.Nach der letzten Sitzung des Zentralbankrates vor der Sommerpause Ende Juli hatten die Währungshüter den Reposatz nur für zwei Wochen festgelegt.Normalerweise zurren sie die Zinsen dann für vier Wochen fest.Bei der Dresdner Kleinwort Benson etwa sind sich die Analysten sicher, daß die Bundesbank "hochgeht".Man erwarte nun bis Jahresende einen Reposatz von 3,4 bis 3,5 Prozent.Noch im August könne es die erste Erhöhung geben.Aus anderen Banken sind ähnliche Einschätzungen zu hören.Bei der Deutsche Bank Research ist man sich dagegen sicher, daß die Deutsche Bundesbank erst eingreifen wird, wenn der Dollar die Marke von 1,90 DM überschreitet. Angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit und der eher flauen Konjunktur - deren Hauptantriebsmoment zudem der vom starken Dollar angeheizte Export ist - gilt eine Zinserhöhung aber derzeit als politisch schwer vermittelbar.

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