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Wirtschaft: Bundesbank vertagt Entscheidung zum Gold

Neubewertung der Dollarreserven könnte 7 Mrd.DM bringen Frankfurt (Main) (ro).

Neubewertung der Dollarreserven könnte 7 Mrd.DM bringen

Frankfurt (Main) (ro).Der Zentralbankrat hat die Entscheidung über konkrete Regelungen zur Neubewertung der Währungsreserven vertagt.Die Gespräche mit dem Finanzminister würden fortgesetzt, heißt es in einer Erklärung der Bundesbank, die am Donnerstag nach der Sitzung der Währungshüter verbreitet wurde.Der Zentralbankrat sehe "gute Aussichten" für die von ihr vor zwei Wochen vorgeschlagenen Lösung: Danach gibt es 1997 keine Ausschüttung von Neubewertungsgewinnen geben.Frühestens im April 1998 kann Theo Waigel nach Schätzungen von Beobachtern mit etwa sechs Mrd.DM aus der Höherbewertung der Dollar-Reserven der Bundesbank rechnen.Eine Höherbewertung der Goldreserven ist derzeit kein Thema. In der Erklärung heißt es auch, der Zentralbank begrüße die Bemühungen um eine einvernehmliche Lösung über die künftige Rechnungslegung der Bundesbank und die in den bisherigen Gesprächen erreichte Übereinstimmung.Zugleich sei Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer gebeten worden, die Gespräche mit dem Finanzminister fortzusetzen "mit dem Ziel einer baldigen einvernehmlichen Klärung der Details der angestrebten Lösung." Obwohl die Erklärung keine konkreten Angaben enthält, wann und wie die Gold- und Devisenreserven der Bundesbank bewertet werden, scheinen drei Dinge klar zu sein: 1997 wird es keine Ausschüttung an den Bund geben, es wird alleine um die Neubewertung der Dollarreserven gehen, die derzeit mit 72,5 Mrd.DM in den Büchern der Bundesbank stehen. Banker in Frankfurt bekundeten Verständnis für die zurückhaltende Stellungnahme der Bundesbank.Sie zeige, wie komplex die Materie sei.Es gehe eben nicht nur um die Neubewertung der Reserven, sondern auch um die Kapitalausstattung der Bundesbank und letztlich auch um ihre Autonomie, meint Hermann Remsperger, Chefvolkswirt der BHF Bank.Er sieht allerdings jetzt eine größere Wahrscheinlichkeit, daß die Bundesbank zum Jahresende ihre Dollarreserven neu bewertet.Sie stehen derzeit zu dem historischen Tiefstkurs der US-Währung von 1,3620 DM in den Büchern der Bundesbank.Durchschnittlich dürfte die Notenbank diese Reserven allerdings zu Kursen zwischen 1,55 und 1,60 DM hereingenommen haben."Da gibt es derzeit Spielraum nach oben, allerdings sollte der Anschaffungswert nicht überschritten werden." Nach Ansicht von Remsperger ist derzeit eine Höherbewertung der Dollarbestände von etwa zehn Pfennig ohne weiteres möglich.Dies würde dem Finanzminister über einen höheren Gewinn der Bundesbank im April 1998 "sechs bis sieben Mrd.DM" bringen.Allerdings wisse niemand, wo der Dollar am Jahresende steht. Eine solche Neubewertung wäre auch deshalb ohne Probleme möglich, weil dazu - im Gegensatz zur Neubewertung der Goldreserven - das Bundesbank-Gesetz nicht geändert werden muß.Paragraph 26 Absatz 2 des Gesetzes erlaubt in Zusammenhang Paragraph 280 Absatz 1 des Handelsgesetzbuches eine solche Höherbewertung der Währungsreserven.Danach ist eine sogenannte Wertaufholung möglich."Früher vorgenommene Abschreibungen können teilweise wieder rückgängig gemacht werden", betont Remsperger. Bei den Goldbeständen der Bundesbank ist dies nicht möglich, weil die gut 95 Mill.Feinunzen, über die die Währungshüter verfügen, nicht zum niedrigsten Marktpreis, sondern zum Anschaffungspreis von 144 DM je Feinunze in den Büchern stehen.Bei einer Umstellung auf den Marktwert von derzeit rund 580 DM hätte sich theoretisch ein Buchgewinn von etwa 42 Mrd.DM ergeben.

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