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Cannabis darf nur zu medizinischen Zwecken in Deutschland angebaut werden.

© Matt Masin/dpa

Cannabisanbau in Deutschland: Es liegt was in der Luft

Cannabis-Produzenten können sich jetzt für den Hanfanbau in Deutschland bewerben. In Berlin findet gerade ein Branchentreffen statt.

Deutschlands erste Hanfkonferenz schickt ihren Duft voraus: Beim Geschäftstreffen der noch jungen Cannabisbranche im Berliner Maritim Pro Arte Hotel an der Friedrichstraße wird in diesen Tagen am einen oder anderen Joint gezogen – inoffiziell, vor der Haustür und ausschließlich auf eigene Verantwortung. Es ist eine bunte Mischung an Gästen – vom Gründer über Ärzte und Politiker bis zum gestandenen Unternehmer – die noch bis Mittwoch in der Hauptstadt zusammenkommt, um sich über die Zukunft des Wirtschaftszweiges in Deutschland, in Europa und der Welt auszutauschen. Anzugträger sind auf der Veranstaltung im Gegensatz zu den meisten Businesskonferenzen nur vereinzelt anzutreffen, umso mehr der rund 1000 Teilnehmer tragen auffällige Dreadlocks zu lässigem Hemd und Jeans, sprechen Englisch und stammen aus aller Welt.

Seit Montag können sich Hanfproduzenten um eine Anbaulizenz bewerben

„Ich hätte niemals geglaubt, dass das Thema Cannabis hier in Deutschland einmal so groß werden würde“, sagt Konferenz-Organisator Alex Rogers bei der Eröffnung der Veranstaltung am Montag. Als der amerikanische Geschäftsmann begann, das Treffen in Berlin zu planen, war der Anbau der Hanfpflanze in Deutschland noch illegal. Mittlerweile hat der deutsche Gesetzgeber die Zucht von Cannabis zu medizinischen Zwecken hierzulande erlaubt: Das Gesetz trat im März in Kraft.

Nun ist auch klar, wie viele Anbaulizenzen für den künftigen Hanfanbau in Deutschland vergeben werden und welche Kriterien potenzielle Produzenten erfüllen müssen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat am Montag die europaweite Ausschreibung für die Vergabe der Anbaulizenzen für Medizinalhanf auf seiner Homepage veröffentlicht.

Den Angaben zufolge vergibt die Behörde insgesamt zehn Anbaulizenzen für drei unterschiedliche Hanfsorten, die zwischen 2019 und 2022 auszuliefern sind. Ein Cannabisproduzent kann dabei bis zu sieben Lizenzen erhalten, sofern er den Kriterien der Ausschreibung entspricht. So müssen potenzielle Auftragnehmer unter anderem mindestens dreijährige Erfahrung mit dem Anbau und der Verarbeitung von Medizinalhanf oder von Arzneipflanzen nachweisen und mindestens 50 Kilogramm davon hergestellt haben. Die Bewerbungsfrist endet am 5. Juni um 12 Uhr.

Vermutlich kommen nur etablierte Anbauer zum Zug

„Mit dieser Ausschreibung sind viele Firmen von vornherein aus dem Rennen“, sagt Kongressteilnehmer Cornelius Weimar, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Hanf AG. Auf die vom BfArM vorgegebene bisher produzierte Menge des Stoffes könne man als deutscher Hersteller nur kommen, wenn man mit einem bereits etablierten Hersteller aus dem Ausland zusammenarbeite. Das Dortmunder Start-up Hanfpassion verfolgt genau diese Strategie. Das 11-köpfige Team will sich in Bietergemeinschaft mit einem kanadischen und einem israelischen Unternehmen um eine der begehrten Anbaulizenzen für Medizinalhanf bewerben. In beiden Ländern wird Cannabis bei der Therapie von Patienten schon seit Jahren angewandt.

In Deutschland kennen sich nur wenige Ärzte mit der Anwendung von Cannabis aus

Hierzulande dagegen ist das Hanfgewächs noch nicht in der medizinischen Versorgung etabliert. Bislang konnten nur rund 1000 Patienten mit einer Ausnahmegenehmigung auf das pflanzliche Mittel zurückgreifen; entsprechend wenig Erfahrungen haben Mediziner im Umgang mit Cannabis. „In Deutschland kennen sich derzeit höchstens 30 bis 40 Ärzte mit der Materie aus“, sagt die Berliner Ärztin Eva Milz. Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie informiert Patienten aus ganz Deutschland über die verschiedenen therapeutischen Möglichkeiten von Cannabis. Die in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe können unter anderem chronische Schmerzen lindern und den Appetit von Krebspatienten anregen, die eine Chemotherapie hinter sich haben.

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