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Wirtschaft: Cargolifter meldet Insolvenz an

Berlin (fo). Eine Woche nach dem Zusammenbruch der wichtigsten Tochtergesellschaft hat nun auch die börsennotierte Cargolifter AG Insolvenz angemeldet.

Berlin (fo). Eine Woche nach dem Zusammenbruch der wichtigsten Tochtergesellschaft hat nun auch die börsennotierte Cargolifter AG Insolvenz angemeldet. Als Grund gibt das Unternehmen Zahlungsunfähigkeit an. Insolvenzverwalter ist Rolf-Dieter Mönning. Vor etwa zehn Tagen hatte der Luftschiffbauer erstmals offiziell eingeräumt, mit akuten Liquiditätsproblemen zu kämpfen. Die seit Monaten dauernde Finanzkrise hatte sich wegen der anstehenden Lohn- und Gehaltszahlungen für die 500 Mitarbeiter des Unternehmens zugespitzt. Dafür braucht Cargolifter nach Angaben von Vorstandschef Carl von Gablenz etwa 2,5 Millionen Euro monatlich.

Dass die kurzfristig eingeleitete Rettungsaktion einiger Cargolifter-Aktionäre das Liquiditätsproblem lösen könnte, hatte niemand ernsthaft erwartet. Die Aktionäre richteten unter anderem ein Treuhandkonto ein, auf das private Investoren Geld einzahlen sollten. Darüber hinaus ist für Samstag ein Aktionstag auf dem Cargolifter-Werftgelände im brandenburgischen Brand geplant. Ziel dieses Tages soll es sein, politische Unterstützung für das ehrgeizige Luftschiffprojekt zu mobilisieren und weitere Mittel zur Rettung des Unternehmens zu sammeln.

Bis zuletzt hielt auch der Vorstand an der Hoffnung fest, er könne in intensiven Verhandlungen mit Banken, privaten Investoren und dem Land Brandenburg doch noch kurzfristig Geld zur Weiterführung des Entwicklungsbetriebes auftreiben. Außerhalb der Unternehmens glaubte aber schon seit Wochen kaum jemand mehr daran, dass dies gelingen würde.

Carl von Gablenz, der 1996 mit der Idee zum Bau eines Super-Luftschiffes für 160 Tonnen Traglast erstmals an die Öffentlichkeit ging, ist nun gescheitert. Zwar gab es immer wieder Terminverschiebungen wegen neuer oder schwer lösbarer technischer Probleme. Das vorläufige Ende des Projekts hat jedoch finanzielle Gründe. Private Aktionäre waren bisher bereit, rund 300 Millionen Euro in das Projekt zu investieren. Das Geld ist nun aufgebraucht und die Stimmung an der Börse so schlecht, dass riskante Investitionen wie in den Cargolifter kaum noch Kapitalgeber finden. Trotzdem verbreitete das Unternehmen auch am Freitagnachmittag Optimismus. Es sollen die Gestaltungspotenziale des neuen Insolvenzrechts genutzt werden, „um die Konzernstrukturen zu ordnen und zu straffen“.

Dabei sieht es zur Zeit so aus, als dass selbst das vor wenigen Wochen vom Vorstand stark abgespeckte Entwicklungsprogramm nicht finanziert werden kann. Den ursprünglich geplanten Schwerlasttransporter CL 160 hatte Gablenz auf Eis gelegt, weil er dafür mindestens noch 420 Millionen Euro brauchte. Statt dessen wollte er sich auf den kleinen Lastenkran CL 75 konzentrieren, der mit einem Gesamtaufwand von rund 70 Millionen Euro bis Sommer nächsten Jahres realisiert werden sollte. Auch nach diesemKurswechsel konnte kein Geldgeber gefunden werden.

Die Börse bewertete Cargolifter am Freitag mit lediglich 22 Millionen Euro. Die Aktie stürzte um 21,4 Prozent auf 0,66 Euro. Für die 72 000 Aktionäre dürfte das Papier bald nur noch einen Erinnerungswert haben, weil allenfalls das Know-how des Unternehmens für einen Investor interessant ist.

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