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Cebit: "Ich lese immer noch auf Papier"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute ihren Rundgang auf der Cebit in Hannover absolviert. Dabei forderte sie von der Industrie einfach zu bedienende Geräte ein - und gab sich traditionell.

Hannover - Bei der Kanzlerin hat es sofort gefunkt. Auf ihrem ersten Cebit-Rundgang als Regierungschefin macht Angela Merkel auch Station am Stand des Handelsriesen Metro. Als sie an einer ultramodernen Supermarktkasse steht, die mit der neuen Funktechnik RFID ausgestattet ist, staunt die Bundeskanzlerin: «Es funkt ohne direkte Berührung.» Zweieinhalb Stunden dauert der Merkel-Rundgang. Die promovierte Physikerin und bekennende SMS-Vielschreiberin zeigt sich höchst interessiert - und fordert die High-Tech-Unternehmen zu Investitionen in Deutschland auf.

Mit einem RFID-Chip will die Metro in zehn bis fünfzehn Jahren das Einkaufen in den Supermärkten revolutionieren. Merkel darf eine der ersten sein, die das ausprobiert. Mit einem elektronisch aufgerüsteten Einkaufswagen steuert sie auf die Selbstzahlerkasse zu, legt ihre Artikel vor, bezahlt und freut sich, dass es funktioniert. RFID sei für sie die interessanteste neue Technik, sie werde das Leben verändern, sagt die Regierungschefin.

14 Unternehmen klappert Merkel ab, im Schlepptau Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), den Messe-Vorstand und einen riesigen Presse-Pulk. Neugierig recken Messe-Besucher ihre Hälse, um einen Blick auf die vorbeieilende erste Kanzlerin zu erhaschen.

Merkel, nicht gerade als politische Show-Frau bekannt, nimmt ihre Kanzlerin-Pflichten wahr: Am Stand von IBM Deutschland etwa setzt sie sich eine 3D-Brille auf. Schnellste Prozessoren ermöglichen unter anderem die bewegliche Darstellung menschlicher Organe in 3D. «Die Kanzlerin hat durch die Brille geguckt, sie wollte einfach mal ein schlagendes Herz sehen», freut sich Unternehmenssprecher Peter Gerdemann. Bei AMD informiert sich Merkel über neueste Mikroprozessoren. Sie habe den Betrieb des Unternehmens in Dresden schon besucht - und sagt: «Sachsen steht für noch mehr Investitionen bereit.»

Bei SAP stellt Vorstandschef Henning Kagermann der Kanzlerin eine breite Palette seiner IT-Lösungen vor - darunter auch ein Info-Portal mit aktuellem Online-Pressespiegel. «Ich lese immer noch auf Papier», gibt Merkel zwar zu, fragt aber interessiert, ob man denn auch ganze Artikel über den Pressespiegel lesen könne.

Eher traditionell gibt sich Merkel auch beim Handy-Hersteller Motorola. Sie habe noch ein altes Gerät, bekennt sie. «Ich bin ja mehr für solche, die man wiederfindet. Die Kleinen muss man immer in den Handtaschen suchen.»

Doch nicht nur den Großen der Branche stattet Merkel einen Besuch ab. Kleine und mittelständische Softwarehersteller wie Tobit, Datafox oder Ibykus freuten sich über das Blitzlichtgewitter bei der Merkel- Visite. «Es ist ganz wichtig, dass wir in Deutschland nicht nur die Großen haben sondern auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen», sagt die CDU-Chefin.

Beim Branchenriesen Vodafone probiert Merkel neueste Handy- Anwendungen neben SMS aus. Kaum hat sie eines der modernen Mobiltelefone in der Hand, startet sie einen Musikkanal. Vodafone- Informatikerin Dana Schneider verrät danach: «Sie hat die Musikrichtung 'powerful' gewählt.» (Von Vivien Leue und Andreas Hoenig, dpa)

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