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Wirtschaft: Chemiebranche rechnet 1999 mit weniger Wachstum

BONN (aho).Der Verband der Chemischen Industrie Deutschland (VCI) erwartet für das kommende Jahr ein verringertes Wachstum.

BONN (aho).Der Verband der Chemischen Industrie Deutschland (VCI) erwartet für das kommende Jahr ein verringertes Wachstum.Wie Verbandspräsident, Hans-Dietrich Winkhaus, am Montag in Bonn sagte, wird die Branche 1999 nur um ein bis 1,5 Prozent wachsen.Ursprünglich rechnete der Verband mit einem Plus von zwei Prozent.Man habe sich mit den Prognosen zu "stark aus dem Fenster gelehnt", sagte Winkhaus.

Die Konjunktur habe sich inzwischen "deutlich verlangsamt".In diesen Jahr profitierten die Unternehmen noch von der guten Auslandskonjunktur.So legte die Produktion in den ersten neun Monaten im Inland nur um 0,4 Prozent zu, verglichen zum Vorjahreszeitraum.Im Ausland verzeichnete die Branche ein Plus von 0,8 Prozent.

Heftig kritisierte der VCI-Präsident die Steuerpläne der rot-grünen Bundesregierung.Den Firmen drohe ein schwerer Rückschlag bei ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit - zumal die Branche schon unter hausgemachten Standortnachteilen leide: "Wir haben die höchsten Arbeitskosten, vor allem wegen der extrem hohen Lohnnebenkosten." Die Zusatzbelastungen durch die Steuerreform dünnten die schwache Kapitaldecke vieler Firmen weiter aus.

Statt einer Netto-Entlastung würden die Chemie-Unternehmen mit Kosten von jährlich drei Mrd.DM belastet.Allein die Ökosteuer koste die Firmen 200 Mill.DM jährlich.Dagegen würden sie durch die niedrigeren Sozialabgaben lediglich um 70 Mill.DM enlastet.Demnach bleibe eine Nettobelastung von 130 Mill.DM pro Jahr.Anders ausgedrückt: Eine Arbeitsstunde in der chemischen Industrie koste 70 DM, doch die geplanten Maßnahmen verbilligten eine Stunde nur um 9 Pfennig.

Für problematisch hält er weitere Effekte der Ökosteuerreform.So habe Deutschland bereits die höchsten Strompreise.Die geplante Erhöhung sowie der Zuschlag bei Mineralöl und Gas würden die Innovationsfähigkeit des produzierenden Gewerbes beeinträchtigen.Die Folge: Die Arbeitsplätze in den Unternehmen würden "unter Druck geraten".Das wäre problematisch, da die Chemieindustrie ihre Stellen inzwischen langsamer abbaue als in der Vergangenheit.Die Ökosteuer werde nicht die versprochene "doppelte Dividende", sondern "doppelte Verlierer" schaffen, sagte Winkhaus.Wieviele Arbeitsplätze die Steuerreform kosten werde, wollte er allerdings nicht beziffern.

Die Maßnahmen zur Gegenfinanzierung der Steuerreform treffen bei Winkhaus ebenfalls auf wenig Gegenliebe.Die beschränkten Rückstellungsmöglichkeiten sowie das Verbot der Teilwertabschreibung würden die Unternehmen nicht dazu anregen, zu investieren.Stattdessen würden ausländische Unternehmen vor dem Gang nach Deutschland zögern.Kritisch beurteilt er ebenfalls den Plan, den halben Steuersatz bei Betriebsnachfolgen zu streichen.Hessens Finanzminister Karl Starzacher (SPD) hat aber bereits eine Initiative angekündigt, mit der die umstrittene Teilwertabschreibung beibehalten werden könnte.

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