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In wenigen Tagen beginnt der 18. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas, bei dem Wen Jiabao und Präsident Hu Jintao die Führung an die nächste Generation übergeben wollen.

© dpa

China: Wen Jiabaos Familie droht der "New York Times"

Das angebliche Milliarden-Vermögen des chinesischen Regierungschefs soll "nicht existieren". Es ist das erste Mal, dass die Familie eines Spitzenfunktionärs öffentlich gegen einen ausländischen Medienbericht vorgeht.

Die Familie von Chinas Regierungschef Wen Jiabao hat einen Pressebericht über ihr angebliches Milliardenvermögen dementiert. In einer Erklärung der Anwälte der Familie wurden die Enthüllungen der „New York Times“ am Sonntag als „unwahr“ bezeichnet. Die chinesischen Behörden hatte zuvor bereits mit weitreichenden Zensurmaßnahmen im Internet auf den Artikel reagiert.

Die Anwälte Bai Tao und Wang Weidong erklärten in der Hongkonger „South China Morning Post“, dass die „sogenannten ,verborgenen Reichtümer‘ von Familienangehörigen Wen Jiabaos aus dem Bericht der 'New York Times' nicht existieren“. Wen selbst habe „niemals irgendeine Rolle in den Geschäften seiner Familienangehörigen gespielt“, betonten die Anwälte. Der „New York Times“ wurden zudem mögliche rechtliche Schritte angedroht. Es ist das erste Mal, dass die Familie eines chinesischen Spitzenfunktionärs öffentlich gegen einen ausländischen Medienbericht vorgeht.

Die „NYT“-Webseite war am Wochenende unzugänglich in China und alle Kommentare in chinesischen Internetforen zu dem Artikel wurden gelöscht. Im Kurznachrichtendienst Sina Weibo waren Suchen mit den Worten „Wen Jiabao“ und „New York Times“ gesperrt. Ein Sprecher des chinesischen Außenamts bezeichnete den Bericht als Versuch, das Ansehen der Volksrepublik zu beschädigen. Die „New York Times“ hatte am Freitag berichtet, die Familie Wens besitze Beteiligungen in Höhe von 2,7 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) an Firmen im Banken-, Tourismus- und Telekommunikationssektor. Die Zeitung beruft sich auf eine Auswertung von Unternehmens- und Börsenmitteilungen zwischen 1992 und 2012. Dem Bericht zufolge verfügt Wen selbst über keine Beteiligungen, genannt werden aber unter anderem seine Mutter, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter.

Angesichts der Zensur schätzte der auf chinesische Politik spezialisierte Sinologe Willy Lam die Zahl der chinesischen Web-Nutzer, die von dem Artikel wüssten, auf allenfalls fünf bis zehn Prozent. Über das Vermögen von Wens Sohn und Frau sei in China schon einiges bekannt gewesen, doch enthalte der Artikel neue Zahlen und bisher unbekannte Beweise, sagte Lam.

Der Bericht steht dem Bild Wens entgegen, ein bescheidener Staatsdiener zu sein, der streng gegen Korruption und Vetternwirtschaft in der Volksrepublik vorgeht. Die Enthüllungen sind besonders brisant, da in wenigen Tagen der 18. Kongress der Kommunistischen Partei Chinas beginnt, bei dem Wen Jiabao und Präsident Hu Jintao die Führung an die nächste Generation übergeben wollen. (AFP)

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