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Wirtschaft: Chinareise: Konzerne sollen Farbe bekennen

UN-Sozialcarta erst von 25 deutschen Firmen unterzeichnet

Berlin (fo). Der frühere Arbeitsminister Walter Riester fordert mehr öffentliches Engagement deutscher Unternehmen für die Arbeits und Menschenrechte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Anlässlich der Chinareise von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit einer 38-köpfigen Wirtschaftsdelegation sagte Riester dem Tagesspiegel, die „Spitzenverbände der Wirtschaft, BDI und BDA, müssen stärker auf ihre Mitgliedsunternehmen einwirken“. Erst 25 deutsche Unternehmen haben die Global-Compact-Initiative der Vereinten Nationen unterschrieben, deren Ziel es ist, soziale Standards und Umweltstandards durchzusetzen. Gerade für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei die Unterzeichnung solcher Vereinbarungen „zwingend“, sagte Riester weiter, um die Kritik der Globalisierungsgegner aufzufangen. Gerade deutsche Unternehmen müssten dazu beitragen „die Globalisierung auch sozial zu gestalten“.

Der Reisekonzern Tui und die Bausparkasse Schwäbisch Hall prüfen unterdessen, ob auch sie die Global-Compact-Initiative unterzeichnen sollen. Beide Unternehmen haben zum Auftakt der Chinareise Gemeinschaftsfirmen offiziell eröffnet. Schwäbisch Hall wird den Chinesen künftig die Vorzüge des Bausparens beibringen. Tui eröffnet das erste westliche Reisebüro, und der Hamburger Windmühlenspezialist Repower beglückt das Reich der Mitte mit einem 15-Megawatt-Windpark. Sie zählen damit zu den 660 deutschen Unternehmen, die in China schon Geschäfte machen und laut Wirtschaftsministerium mehr als 6,8 Milliarden Euro investiert haben. Global Compact ist eine Initiative der Vereinten Nationen. Der Chemiekonzern Bayer und die Deutsche Bank zählen zu den Gründungsmitgliedern des Paktes vor drei Jahren. Unterzeichnet haben den Kodex inzwischen auch SAP, Otto, Allianz und Daimler-Chrysler ebenso wie die Stadt Nürnberg und einige mittelständische Unternehmen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von UN-Generalsekretär Kofi Anan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Mit ihrer Unterschrift verpflichten sich die Firmen beispielsweise, in ihren Unternehmen Kinderarbeit nicht zuzulassen und sich für die Einhaltung der entsprechenden UN-Konventionen einzusetzen. Dass bislang nur so wenige deutsche Firmen diese Verpflichtungen unterzeichnet haben, hat nach Einschätzung von Thomas Portz von Bayer einen einfachen Grund: „Je mehr man sich verpflichtet, desto mehr muss man sich an diesen öffentlichen Verpflichtungen messen lassen.“ Nach Meinung Riesters müssen sich die deutschen Unternehmen keineswegs verstecken. „Die haben im Vergleich zu Investoren aus anderen Ländern teilweise den besten Auftritt“, sagt der Gewerkschafter.

Tui und Schwäbisch Hall betonen denn auch, dass sie sich nicht gegen den Kodex entschieden haben, sondern dass andere Fragen bisher Priorität hatten. „Tui wird die Inhalte der Global-Compact-Initiative jetzt prüfen“, sagte eine Sprecherin des Konzerns dem Tagesspiegel. Der Sprecher von Schwäbisch Hall versichert, dass es im Vorfeld des China-Engagements noch keine ausreichende Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben habe. Das stehe jetzt aber auf der Tagesordnung.

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