zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Chipbranche erwartet das Ende der Krise

Verband rechnet in der deutschen Halbleiterindustrie mit einem Wachstum um fast neun Prozent

München (jojo/HB). Zwei Jahre nach dem Absturz erholt sich der deutsche Markt für elektronische Bauelemente wieder. „Wir kehren auf den Wachstumspfad zurück“, kündigte gestern Dietmar Harting an, Chef des Zentralverbands Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI). Nach einem Einbruch von knapp 13 Prozent im vergangenen Jahr soll es 2003 wieder um fast neun Prozent aufwärts gehen. Im kommenden Jahr könnte es noch besser werden, sagte Harting in München.

Momentan seien die Lager der Kunden weitgehend geräumt und das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz – die so genannte Book-to-Bill-Ratio – zeige eine positive Tendenz, sagte Harting. Wachstumsmotor sei weiterhin die Automobilbranche. Seit Jahren steigt der Anteil der Elektronik in neuen Autos. Die Fahrzeugbauer sorgen so dafür, dass die deutschen Bauelemente-Hersteller mit Wachstum rechnen können, während die Wettbewerber im Rest von Europa laut ZVEI-Prognose auch 2003 einen Rückgang hinnehmen müssen.

Nach dem Rekordjahr 2000 waren die Hersteller von Halbleitern, Bildröhren und Leiterplatten vor zwei Jahren in ihre bislang schwerste Krise gerutscht.

Im Jahr 2000 war der Markt noch um fast ein Drittel gewachsen, 2001 brachen die Geschäfte dann abrupt um fast zehn Prozent ein. Das traf Chiphersteller wie die Münchner Infineon Technologies AG besonders hart, die derzeit lediglich in der Automobilelektronik schwarze Zahlen schreibt. Der Gesamtkonzern macht dagegen seit acht Quartalen Verluste – zuletzt wieder mit steigender Tendenz. Vor allem die Halbleiterproduzenten leiden unter dem Absturz, weil die Preise für bestimmte Chips weit unter die Produktionskosten gefallen sind.

Krise dauert länger als erwartet

Zudem dauert die Krise viel länger als erwartet: Schon vor Jahresfrist hatte Harting verkündet, die Talsohle sei durchschritten. Der tatsächliche Rückgang im Jahr 2002 lag dann mit 13 Prozent jedoch um fünf Prozentpunkte schlechter als die Vorhersage des ZVEI. 2002 arbeiteten in der Branche in Deutschland rund 80000 Menschen, die etwa 16 Milliarden Euro erwirtschafteten.

Weltweit erwartet der Verband für das laufende Jahr nochmals ein Minus auf Euro-Basis von knapp zwei Prozent. Vergangenes Jahr sind die Verkäufe um fast fünf Prozent zurückgegangen. Lediglich in Asien kletterte der Absatz um etwa ein Fünftel. Währungsschwankungen sowie Unsicherheiten auf dem Weltmarkt wie die Folgen der Lungenkrankheit Sars könnten die Prognosen aber noch gefährden, warnte Harting.

Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie steht mit seiner positiven Prognose nicht alleine da. Der amerikanische Halbleiter-Branchenverband Sia rechnet mit einem Wachstum im zweistelligen Prozentbereich im laufenden Jahr. Allerdings hat Sia seine Prognosen jüngst zurückgenommen.

Die meisten Unternehmen sind in ihren Vorhersagen aber noch vorsichtig. So weigerte sich die Münchener Epcos AG bislang, Umsatz-Prognosen für das laufende Geschäftsjahr abzugeben. Die frühere Siemens- Tochter ist weltweit der zweitgrößte Hersteller passiver elektronischer Bauelemente. Im vergangenen Geschäftsjahr musste das Unternehmen einen Verlust hinnehmen. In diesem Jahr verspricht Epcos aber wieder einen Gewinn. Morgen legt die Elektronikfirma ihre Halbjahreszahlen vor. Der gesamte Umsatz mit passiven elektronischen Bauelementen in Deutschland rutschte vergangenes Jahr wegen des massiven Preisverfalls unter das Niveau von 1998.

Infineon wird in diesem Geschäftsjahr (das am 30. September endet) nach Ansicht der meisten Analysten keine schwarzen Zahlen schreiben. Wegen des großen Preisverfalls bei Speicherchips (DRAMs) – eines der wichtigsten Produkte der Firma – waren die Münchner im vergangenen Quartal mit 328 Millionen Euro im Minus.

Preisverfall gestoppt

ZVEI-Chef Harting hält den Preisverfall bei DRAMs zwar für gestoppt. Doch derzeit liegt der Preis noch immer unter den Produktionskosten in der Branche. Seit dem Boomjahr 2000 seien die DRAM-Preise um 90 Prozent gerutscht, sagte Harting. Mit Blick auf die gesamte Bauelemente-Branche sagte der Chef des ZVEI, dass er für 2003 mit relativ stabilen Preisen rechne.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false