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Wirtschaft: Chrysler fällt Daimler wieder zur Last

Rabattschlacht treibt US-Tochter des Autokonzerns in den Verlust – doch die Börse feiert das Quartalsergebnis

Berlin (fo). Der Automobilhersteller Daimler Chrysler hat die Börse überrascht. Konzernchef Jürgen Schrempp hält trotz der Absatzflaute am Ziel von fünf Milliarden Euro Jahresgewinn fest. Die Aktie war deshalb mit einem Sprung von zeitweise mehr als fünf Prozent einer der Tagesgewinner im Deutschen Aktienindex. Die hohen Verluste im amerikanischen Autogeschäft störten nicht mehr. Zumal Schrempp versicherte, dass die USTochter Chrysler „substanzielle Fortschritte“ in der Produktivität mache. Am Jahresende, hofft Schrempp, werde Chrysler wieder schwarze Zahlen vorweisen.

Trotz der schwachen Zahlen der US-Tochter verteidigte Schrempp erneut die Fusion mit Chrysler. Die Markt- und Rentabilitätsprobleme könne niemand bestreiten, sagte er in einer Telefonkonferenz am Donnerstag. Dies habe aber „keinerlei Auswirkung für unsere Strategie“, versicherte Schrempp.

Daimler Chrysler hatte im Juni seine Aktionäre mit einer Gewinnwarnung verschreckt. Die laufende Sanierung von Chrysler wurde durch den massiven Nachfrageeinbruch auf dem amerikanischen Markt gestört. Die Wettbewerber Ford und General Motors reagierten mit hohen Preisnachlässen beim Neuwagenkauf und Null-Finanzierungsangeboten. Chrysler wollte diese Rabattschlacht anfangs nicht mitmachen, stieg wegen der andauernden Absatzkrise dann aber doch ein. Mit 722 000 Autos wurden in den Monaten April bis Juni zwölf Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Folge: Die US-Tochter des Stuttgarter Unternehmens schrieb rote Zahlen im zweiten Geschäftsquartal. Der operative Verlust betrug nach Angaben des Konzerns vom Donnerstag 948 Millionen Euro. Chrysler war die einzige Sparte im Daimler-Chrysler-Konzern, die keinen Gewinn machte.

Chrysler-Chef Dieter Zetsche hatte 2003 ursprünglich rund zwei Milliarden Dollar Gewinn einfahren wollen, musste dieses Ziel allerdings zurücknehmen. Am Donnerstag hieß es, Chrysler werde einen leichten operativen Gewinn im Gesamtjahr verzeichnen. „Allerdings bestehen erhebliche Risiken wegen der möglichen Entwicklung des Wettbewerbsumfeldes in den USA“, sagte Schrempp. Auch das unverändert gute Ergebnis bei der Marke Mercedes – 861 Millionen Euro Gewinn – konnte das Minus von Chrysler nicht auffangen. Insgesamt blieb ein operativer Gewinn von 600 Millionen Euro. Das waren zwar 1,1 Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor, aber fast das Doppelte des Niveaus, dass von Analysten vor Veröffentlichung der Zahlen erwartet worden war. Diese positive Nachricht ist denn auch einer der Gründe dafür, dass die Daimler-Chrysler-Aktie am Donnerstag bei Bekanntgabe der Zahlen gegen Mittag sprunghaft stieg.

Hinzu kam die Zusicherung des Konzernchefs Schrempp, seine Prognose für das Gesamtergebnis des Konzerns in diesem Jahr von etwa fünf Milliarden Euro beizubehalten. Im Geschäftsjahr 2002 waren es 5,8 Milliarden Euro. Schrempp sagte zudem auf Nachfrage, alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass das nächste Jahr besser verlaufen werde als 2003.

Der Umsatz des Autokonzerns wird in diesem Jahr deutlich um rund 15 Milliarden auf rund 135 Milliarden Euro (Vorjahr: 149,6 Mio Euro) schrumpfen. Dies liege vor allem am schwachen Dollar und am niedrigeren Fahrzeugabsatz, hieß es. Im zweiten Quartal gingen die Erlöse von 39,3 Milliarden auf 34,4 Milliarden Euro zurück. Mercedes steigerte trotz eines Absatzrückgangs von drei Prozent auf 317 974 Fahrzeuge seinen Umsatz um ein Prozent auf 13,2 Milliarden Euro. Damit überholte die deutsche Marke die US-Schwester. Chrysler setzte 721 901 Autos ab (minus 12 Prozent) und brach beim Umsatz - auch wegen der Dollarschwäche - um 28 Prozent auf 11,8 Milliarden Euro ein. Der Fahrzeugabsatz im Gesamtkonzern verringerte sich um neun Prozent auf 1,16 Millionen Einheiten.

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