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Wirtschaft: Clement will den Karstadt-Beschäftigten helfen

Regierung für „arbeitnehmerfreundliche Sanierung“/Zweifel am Erfolg der Verkaufspläneder Konzernspitze

Berlin/Düsseldorf Die Bundesregierung hat sich in die Sanierungspläne bei Karstadt-Quelle eingeschaltet. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sagte, die Bundesregierung stelle „alle Instrumente, die wir haben, zur Verfügung“, um eine „arbeitnehmerfreundliche Sanierung“ zu ermöglichen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi machte allerdings deutlich, dass sie die Sanierungspläne des Karstadt-Quelle-Vorstandschefs Christoph Achenbach in ihrer jetzigen Form nicht hinnehmen werde. „Ein Sanierungskonzept gegen 45000 Beschäftigte durchsetzen, das geht nicht“, sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Franziska Wiethold. Am kommenden Montag wollen die Arbeitnehmervertreter beim Karstadt Warenhaus zusammen mit dem Gesamtbetriebsrat und den Tarifkommissionsmitgliedern darüber beraten, wie sie weiter vorgehen wollen. Die Entscheidung über mögliche Kampfmaßnahmen soll aber erst nach Gesprächen mit der Essener Konzernspitze fallen.

Auch in Finanzmarktkreisen gab es für Achenbachs Sanierungspläne nur verhaltene Zustimmung. „Positiv überrascht“ zeigte sich zwar Christoph Schlienkamp, Leitender Analyst beim Bankhaus Lampe, von dem Volumen der Kostensenkungen und Verkäufe in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Aber er bezweifelte, ob Karstadt-Quelle für die 77 kleineren Häuser, die in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden sollen, einen Käufer finden werde. Vielmehr befürchtet Schlienkamp, dass diese Häuser das Portfolio des Konzerns noch längere Zeit belasten könnten. Denn wenn sie nicht verkauft werden könnten, müssten sie geschlossen werden – und die Kosten dafür würden dann die Karstadt-Bilanz belasten.

Zweifel gibt es in Analystenkreisen auch, ob der ehrgeizige Zeitplan von Konzern-Chef Achenbach für den Verkauf der Warenhäuser überhaupt umsetzbar ist. „Ein solcher Deal braucht Zeit, das geht nicht so schnell“, sagte ein Manager einer größeren Private-Equity-Gesellschaft. Schließlich müssten sich Investoren die Objekte sehr genau anschauen.

„Vermieten statt verkaufen“, schlägt deshalb Volker Dölle, der seit Jahren große deutsche Handelskonzerne berät, als Alternativkonzept für die kleinen Karstadt-Filialen vor. SB-Warenhäuser wie Kaufland oder die Globus-Kette könnten durchaus an langfristigen Anmietungen interessiert sein, so Dölle. Auch für Gemeinschaftskaufhäuser im Stile kleinerer Einkaufszentren sind die derzeit unrentablen Karstadt-Standorte laut Dölle attraktiv. Voraussetzung wäre aber, dass diese Filialen bald geschlossen werden, damit die Immobilien zügig vermarktet werden können.

Bei den Fachhandelsketten wie Sinn Leffers, Wehmeyer oder Runners Point, die ebenfalls zum Verkauf stehen, wird es nach Ansicht von Branchenexperten dagegen nicht allzu schwer, einen Käufer zu finden. Und für das Logistikgeschäft von Karstadt wird bereits die Deutsche Post als Interessent gehandelt. Die wollte sich dazu allerdings nicht äußern. Branchenkreise gehen davon aus, dass nicht nur die Post interessiert ist, da die Karstadt-Tochter Optimus Logistics in zahlreichen Bereichen tätig ist. agr/jkn/ire/HB

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