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Wirtschaft: Coca-Cola zieht nach Berlin

Deutschland-Filiale kommt von Essen an die Spree / Auch Vattenfall stärkt Standort und garantiert 4350 Stellen

Berlin (fo). CocaCola kommt, die Bewag bleibt – am Dienstag fielen die guten Nachrichten für den Standort Berlin gleich im Doppel. Mit der deutschen Filiale des amerikanischen Brauseherstellers entstehen 300 neue Arbeitsplätze. Erst vor drei Wochen hatte auch der Logistikkonzern Stinnes bekannt gegeben, seine Zentrale aus dem Ruhrgebiet in die Hauptstadt zu verlegen – einschließlich 200 Stellen. Und: Der neue Energiekonzern Vattenfall gibt Garantien für Berlin.

Coca-Cola will – wie die Bahn-Tochter Stinnes – im kommenden Jahr nach Berlin umziehen. Das teilte ein Sprecher des 1929 in Essen gegründeten Unternehmens am Dienstag mit. In Berlin hat bereits der Hauptlizenznehmer Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG (CCE AG) mit bundesweit 10 000 Beschäftigten und rund zwei Milliarden Euro Umsatz seinen Sitz. Die Essener Zentrale ist für Marketing und Vertrieb deutschlandweit zuständig. Einschließlich der Abfüllgesellschaften beschäftigt Coca-Cola nach eigenen Angaben rund 12 000 Mitarbeiter in Deutschland.

Hintergrund des Umzugs an die Spree ist eine Neuorganisation, um profitabler zu werden. Der größte heimische Anbieter von Erfrischungsgetränken (neben Coca-Cola auch Fanta, Sprite oder Bonaqua) schreibt zwar keine roten Zahlen, dafür aber der Hauptabfüller CCE. Der war über einen Beherrschungsvertrag schon 2001 von der Essener GmbH an die kurze Leine genommen worden. Seitdem wurde auch über eine Verlegung der deutschen Cola-Zentrale nach Berlin spekuliert. Coca-Cola will nun alle Aktivitäten in einem „Coca-Cola-Haus“ in der Friedrichstraße im Quartier 205 zusammenführen, wo bereis die CCE AG ihren Sitz hat. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) zeigte sich „hocherfreut“ über die Entscheidung des Unternehmens. Der Senat werde das Projekt unterstützen, sicherte er am Dienstag zu.

Wowereit hatte noch einen Grund zur Freude: Am Dienstag gab er einen lange verhandelten Standortvertrag mit dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall bekannt. Die Vereinbarung sichere Arbeitsplätze und mache deutlich, dass Berlin die Chance ernst nehme, Sitz großer europäischer Unternehmen zu werden, hieß es im Anschluss an die Sitzung des Senats.

Der neue, nach Eon und RWE drittgrößte deutsche Stromkonzern Vattenfall Europe entsteht aus der Fusion von Bewag, HEW, Veag und Laubag. Sitz der Zentrale des Stromkonzerns ist Berlin. Das Unternehmen garantiert, seine Europa-Holding bis mindestens 2010 in Berlin zu belassen, die Aktivitäten des Strom- und Fernwärmeversorgers Bewag bis 2018 von Berlin aus zu führen und bis 2007 keine betriebsbedingten Kündigungen bei mindestens 4350 Vollzeitarbeitsplätzen auszusprechen. Es hätte schlimmer kommen können: Nach einem alten Sanierungskonzept sollte die Zahl der Bewag-Arbeitsplätze von jetzt noch knapp 5000 auf knapp 4000 bis 2005 sinken. Außerdem kursierten zwischenzeitlich Strategiepapiere, nach denen die Zahl der Bewag-Jobs auf 3000 zusammengestrichen worden wäre. Die jetzt vereinbarten 4350 Stellen umfassen aber nach Angaben des Chefs von Vattenfall Europe, Klaus Rauscher, alle Aktivitäten des Konzerns in Berlin. Allein in der geplanten Holding werden nach seinen Angaben etwa 150 Mitarbeiter beschäftigt sein. Der frühere Ost-Stromproduzent- und versorger Veag mit ehemals 800 Arbeitsplätzen in Berlin wird völlig aufgeteilt: Die Kraftwerke sind bereits mit dem Braunkohleförderer Laubag fusioniert und werden in Zukunft von Cottbus aus geführt, nur Teile der alten Veag bleiben in Berlin.

Wowereit und Rauscher sprachen von einem fairen Interessenausgleich zwischen Hamburg und Berlin. Das Land Hamburg konnte auf den neuen Stromkonzern stärker Einfluss nehmen, weil es noch Aktien der HEW besaß. Berlin dagegen hatte kaum noch Einflußmöglichkeiten. Das Land hatte seine Beteiligung bereits 1997 verkauft.

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