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Wirtschaft: Commerzbank droht der Abstieg

Bei weiterem Kursverfall Abschied vom Dax möglich.

Düsseldorf - Die Commerzbank ringt derzeit so sehr um Vertrauen wie wohl kein anderes deutsches Geldhaus. Doch der wahrscheinlich treffendste Satz zum Thema Banken und Vertrauen kam am Dienstag bei einer Bundesbank-Veranstaltung nicht von Commerzbank-Chef Martin Blessing, sondern von WGZ-Bank-Vorstand Werner Böhnke: „Mit Vertrauen ist es wie mit Porzellan: Man kann es kitten, aber man wird den Riss immer sehen.“

Neben Böhnke auf dem Podium saß Blessing. Er weiß, was es heißt, wenn einem die Skepsis entgegenschlägt. „Das ist ein Fakt, dass Vertrauen verloren gegangen ist“, gestand er ein. Blessing hält es deshalb für gut, dass Banken künftig viel mehr Eigenkapital brauchen als bisher.

Kein Wunder, dass Blessing die Bedeutung von gut gefüllten Sicherheitsreserven hervorhebt: Die Commerzbank hat gerade eine 2,5 Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung durchgezogen. Und trotzdem: Weiterhin bestehen Zweifel an der Stabilität der Bank. Das machte am Dienstag auch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) deutlich: Sie senkte die Kreditwürdigkeit der Bank um eine Stufe auf „A-/A-2“. S&P fürchtet, dass die schwache Konjunktur in Europa das Geldhaus noch stärker belastet und den Abbau von Kreditrisiken erschwert.

Wie stark das Vertrauen zuletzt noch einmal gesunken ist, zeigt auch der Aktienkurs, der nach einem Kursrutsch in den vergangenen Wochen jetzt bei acht Euro liegt. Kaum ein Experte traut der Commerzbank, die mit Steuerzahlergeldern gerettet wurde und an der der Staat noch beteiligt ist, die Wende zu. Dem Datendienstleister Bloomberg zufolge empfehlen nur 18 Prozent der Analysten die Aktie zum Kauf. 38 Prozent raten zum Verkauf, einige von ihnen meinen, dass der Kurs bis auf gut fünf Euro und darunter sinken könnte. Die Chancen auf Kurssteigerungen sind begrenzt“, glaubt Guido Hoymann, Analyst beim Bankhaus Metzler. Er verweist auf Risiken, die in der Bad Bank schlummern, in die das Geldhaus Schiffs- und Immobilienkredite ausgelagert hat, deren Rückzahlung teils fraglich ist. Deutlicher wird Michael Seufert, Analyst der NordLB: „Die Commerzbank ist leider zu einem Zockerpapier geworden.“ Die Aktie gilt als Tummelplatz für Hedgefonds.

Die Unsicherheit kommt nicht von ungefähr: Blessing hielt seine Versprechen mehrfach nicht. Eine Dividende, die er ankündigte, konnte er den Aktionären 2013 doch nicht zahlen. In seiner „Roadmap“ 2012 hatte der Commerzbank-Chef ein hohes Gewinnziel ausgegeben, am Schluss schaffte es das Institut gerade so eben in die schwarzen Zahlen. In den Augen vieler Fondsmanager steht und fällt die Zukunft der Commerzbank deshalb damit, ob Blessing das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen kann.

Im schlimmsten Fall droht der Commerzbank noch ein Tiefschlag: der Abstieg aus dem Dax. Vielleicht schon bei der Index-Überprüfung Anfang September könnte das passieren. Sollte der Kurs bei gleichbleibendem Anteil an frei handelbaren Aktien unter den aktuellen Bezugspreis der Kapitalerhöhung von 4,50 Euro fallen, wird es kritisch. HB

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