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Wirtschaft: Commerzbank-Gewinn stürzt ab

Deutschlands viertgrößtes Geldinstitut dämpft die Ertragserwartungen für das Gesamtjahr

Frankfurt (Main) (ro). Die Commerzbank hat im zweiten Quartal des laufenden Jahres gerade noch schwarze Zahlen geschrieben. Wegen der schwachen Marktentwicklung wird die Bank ihr Gewinnziel für das Gesamtjahr wohl verfehlen. Nur Verkäufe von Beteiligungen und von Wertpapieren aus dem eigenen Bestand haben das Institut im vergangenen Quartal vor einem Verlust bewahrt. Vor Steuern erreichte die Commerzbank einen Gewinn von 25 Millionen Euro, im eigentlichen Bankgeschäft aber ergab sich ein Minus von 35 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von zwei Millionen Euro. Die Geschäfte liefen wesentlich schlechter als im ersten Quartal. Hier betrug der Gewinn noch 72 Millionen Euro. Die Aktien der zuletzt arg gebeutelten Commerzbank legten um fast neun Prozent auf 10,68 Euro zu. Die Zahlen lagen Händlern zufolge im Rahmen der Erwartungen.

Insgesamt erreichte die Commerzbank im ersten Halbjahr einen Gewinn vor Steuern von 178 Millionen Euro, fast 70 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der Konzerngewinn nach Steuern lag bei 74 Millionen Euro, 75 Prozent weniger als im Vorjahr. Ihre im Frühjahr angepeilten Ertragsziele für 2002 wird das Institut kaum realisieren. Es werde sehr schwierig werden, „das von uns angestrebte operative Ergebnis vor Steuern von 700 bis 800 Millionen Euro zu realisieren“, schreibt der Vorstand im Halbjahres-Bericht. „Nur wenn unsere eigenen Anstrengungen von einem deutlich günstigeren Marktumfeld begleitet werden, halten wir dieses Ziel für noch erreichbar.“ Analysten bewerten diese Aussage als Gewinnwarnung.

Die Erträge aus dem Verkauf von Beteiligungen und Wertpapieren beliefen sich im zweiten Quartal auf 60 Millionen Euro. Insgesamt waren es im ersten Halbjahr 152 Millionen Euro. Von größeren Aktienpaketen habe man sich aber nicht getrennt, sagt Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller. Er macht für den im ersten Halbjahr realisierten Gewinn weniger das Bankgeschäft als den deutlichen Tritt auf die Kostenbremse verantwortlich. Dies ist der einzige Bereich mit dem er derzeit einigermaßen zufrieden ist.

Dagegen hat die Bank alle anderen Planziele im ersten Halbjahr wegen der andauernden Flaute an den Börsen und wegen der schlechten Konjunktur nicht erreicht. Die Eigenkapitalrendite von 1,3 Prozent sei „völlig unzureichend". Die Kosten dagegen seien wirksam gedrosselt worden, sagt Müller. Sie lagen im ersten Halbjahr mit 2,7 Milliarden Euro sieben Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Verantwortlich dafür war auch ein weiterer Personalabbau. Bis Ende Juni wurden weitere 1460 Stellen gestrichen, im Vergleich zur Jahresmitte 2001 sind sogar 2050 Arbeitsplätze weggefallen. Ende Juni beschäftigte die Commerzbank weltweit noch rund 38000 Mitarbeiter.

Die Erträge im Bankgeschäft zeigen im ersten Halbjahr nach unten. Der Zinsüberschuss verminderte sich im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2001 um 5,5 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro, der Provisionsüberschuss schrumpfte um mehr als sieben Prozent auf 1,13 Milliarden Euro. Im Eigenhandel musste die Bank ein Minus von fast 31 Prozent auf 417 Millionen Euro hinnehmen. Zugleich zwangen gestiegene Kreditrisiken und die anhaltende Pleitewelle zur Erhöhung der Risikovorsorge um fast 71 Prozent auf 562 Millionen Euro. Vorstandssprecher Müller rechnet mit weiter steigenden Insolvenzzahlen. „Für dieses Jahr ist bei der Risikovorsorge keine Entlastung in Sicht.“

Verband: Zu viel Personal bei Banken

Personalabbau und weitere Filialschließungen bei deutschen Kreditinstituten sind nach Einschätzung des Bankenverbandes unvermeidbar. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber, sagte im Deutschlandradio: „Wir beschäftigen in der deutschen Kreditwirtschaft mehr Angestellte als Frankreich und Italien zusammen.“ Dies spreche nicht für effiziente Strukturen. Ein Personalabbau sei deshalb notwendig. Auch gebe es in Deutschland zu viele Filialen. „Jede dritte Bankfiliale Europas steht in Deutschland. Das zeigt, dass wir in der Konsolidierung weiter vorankommen müssen."

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