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Wirtschaft: Commerzbank schon wieder auf Einkaufstour

Übernahme im Ausland steht kurz vor dem Abschluss/Noch mehr Arbeitsplätze sollen wegfallen

Frankfurt am Main - Die Commerzbank steht nach Angaben von Vorstandschef Klaus-Peter Müller unmittelbar vor einer weiteren Übernahme im Ausland. „Wir haben einen sehr konkreten Plan“, sagte Müller am Mittwoch auf der Jahrespressekonferenz. Details nannte er nicht. Die Aktien der Commerzbank, die am Dienstag noch verloren hatten, schafften den Sprung ins Plus und stiegen um 1,6 Prozent auf 29,60 Euro. Händler und Analysten äußerten sich zufrieden.

Wahrscheinlich geht es der Commerzbank um die Ausweitung des Engagements in Osteuropa, möglicherweise in Rumänien. Auch in Deutschland setzt die mittlerweile zweitgrößte deutsche Privatbank auf Expansion. Sie hofft auf den Zuschlag für den Kauf der Berliner Bank. Sollte sie nicht zum Zuge kommen, wird sich die Commerzbank, so lässt Müller durchblicken, um andere Teile der Bankgesellschaft Berlin bemühen.

Die Bankgesellschaft Berlin muss nach Vorgaben der EU die Berliner Bank bis Ende dieses Jahres verkaufen. Die Commerzbank gehört zu den derzeit 22 Interessenten. Bis Ende April soll ihre Zahl auf etwa sieben reduziert werden, sagte kürzlich der Chef der Bankgesellschaft, Hans-Jörg Vetter. Danach werde verhandelt. Die Bankgesellschaft selbst, deren Mehrheit das Land Berlin hält, und zu der die Berliner Sparkasse gehört, muss bis Ende des kommenden Jahres verkauft werden.

Bieten würde die Commerzbank auch für das Deutschland-Geschäft der Hypo-Vereinsbank, sagte Müller. Weiterer Akquisitionen würden kritisch geprüft, auch in Mittel- und Osteuropa. Allerdings hält Bankchef Müller die derzeit geforderten Preise in Ländern wie Russland oder der Ukraine für zu hoch. Sollten die Preise nicht fallen, werde das Geschäft aus eigener Kraft ausgebaut.

Die Commerzbank habe ihre Ertragsstärke zurückgewonnen und wolle jetzt das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft weiter stärken,sagte Müller. „Mit unseren Zahlen sind wir auf die Erfolgsspur zurückgekehrt.“ Tags zuvor hatte die Commerzbank mitgeteilt, dass sie ihren Jahresüberschuss 2005 auf 1,17 Milliarden Euro mehr als verdreifacht habe. Die Dividende soll von 0,25 auf 0,50 Euro je Aktie verdoppelt werden. Die Eigenkapitalrendite stieg von 4,3 Prozent im Vorjahr auf jetzt 12,4 Prozent, bereinigt waren es 9,6 Prozent.

Eine weitere leichte Steigerung strebt Müller für das laufende Jahr an. Ob 2006 auch die Dividende weiter steigen wird, ließ Müller offen. Bis 2010 soll die Nachsteuerrendite auf 15 Prozent klettern.

Trotz guter Erträge wird die Bank im laufenden Geschäftsjahr wieder Arbeitsplätze streichen, weil in der Informationstechnologie und in der Geschäftsabwicklung die Kosten im Vergleich zur Konkurrenz offenbar deutlich höher sind. „Wir werden alle Optionen für Einsparungen prüfen. Im niedrigen zweistelligen Bereich könnten Arbeitsplätze wegfallen“, sagte Personal-Vorstand Klaus Patig. Andererseits sollen die rund 33 000 Mitarbeiter der Bank, denen in den Vorjahren das Weihnachtsgeld gestrichen worden war, wieder am Erfolg beteiligt werden.

Für 2005 schüttet die Commerzbank insgesamt 50 Millionen Euro aus, ein identischer Betrag ist für 2006 eingeplant. Im Schnitt erhält jeder Mitarbeiter für 2005 zusätzlich ein halbes Brutto-Monatsgehalt. In Zukunft sind nach Angaben von Müller im Einzelfall bis zu zwei zusätzliche Monatsgehälter möglich. Nicht eingeschlossen in die Regelung sind die Bonus-Zahlungen an Investmentbanker. Über deren Höhe schweigt der Commerzbank-Chef.

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