zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Commerzbank verschärft ihren Sparkurs Betriebliche Altersvorsorge wird

vom 1. Januar 2005 an eingestellt

Frankfurt (Main) (PO/HB). Die Commerzbank verschärft ihre Sparmaßnahmen noch einmal überraschend deutlich. Mit Wirkung zum 31. Dezember 2004 werden alle Betriebsrenten für Mitarbeiter und leitende Angestellte gekündigt. Ausgenommen davon ist die Betriebsrente des Vorstands. Das wird den Beschäftigten heute mitgeteilt. Ein Entwurf des Schreibens liegt dem „Handelsblatt“ vor. Die Einsparungen durch die Kündigung der Betriebsrenten bewegen sich jährlich im mittleren zweistelligen Millionenbereich, hieß es in Frankfurter Bankenkreisen.

Die Commerzbank ist die erste deutsche Großbank, die zu dieser Maßnahme greift. „Das ist eine Bombe“, sagte Uwe Foullong, der Bankenexperte der Gewerkschaft Verdi und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Bank, dem „Handelsblatt“. Die Gewerkschaft prüft derzeit, ob die Kündigung rechtlich zulässig ist.

Für die Mitarbeiter heißt dies, dass die bis zum 31. Dezember 2004 erworbenen Ansprüche zwar nicht verfallen, sondern auf dem Versorgungskonto des Mitarbeiters festgeschrieben werden. Vom 1. Januar 2005 an stockt die Commerzbank die Konten aber nicht weiter auf. Besonders betroffen von dieser Regelung sind Mitarbeiter, die erst im nächsten Jahr bei der Commerzbank anfangen zu arbeiten, sowie jüngere Mitarbeiter.

Die Commerzbank begründet den drastischen Schritt mit der „schwierigen wirtschaftlichen Lage der Bank“. Das habe allerdings rein formal juristische Gründe, sagte ein Sprecher der Commerzbank. „Um die Betriebsrenten kündigen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, unter anderem darf im Jahr zuvor kein Weihnachtsgeld gezahlt worden sein“, sagte er. Neue wirtschaftliche Schwierigkeiten gebe es bei der Frankfurter Großbank nicht. „Dies ist keine losgelöste Einzelaktion sondern im Gesamtpaket der Einsparungen im Personalbereich zu sehen“, sagte der Sprecher.

Analysten sehen die Lage nicht ganz so rosig: „Die Commerzbank bleibt ein Übernahmekandidat. Es ist noch einiges zu tun, die Bereiche Firmenkundengeschäft und Investment-Banking enger zu verzahnen, damit unter dem Strich mehr herausspringt“, sagt Stefan Scharff von SRC-Research.

Der Bankvorstand hatte sich erst am 23.Dezember zu der Kündigung der Betriebsrenten entschlossen. Der Betriebsrat wurde vorab nicht informiert, auch im Aufsichtsrat oder im Wirtschaftsausschuss wurde das Thema nach Informationen des „Handelsblatts“ vorher nicht diskutiert.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false